In der Bibliothek des Seniorenzentrums Bonifatius an der Hingbergstraße findet am heutigen Samstag ein bemerkenswerter Kaffeeklatsch statt: Marianne Franziska Steinhauer feiert ihren 100. Geburtstag.
Gemeinsam mit zwei Söhnen, drei Enkeln und dem Urenkel, auch schon Teenager, begeht sie diesen Tag. Auf den Tisch kommt eine Torte, die Mitarbeiter des Heimes gebacken und verziert haben – für die Zweitälteste unter mehr als 200 Bewohner/innen.
Die Frau, die früher mit Nachnamen Rieck hieß, wurde am 25. September 1910 im pommerschen Zerrin geboren. Ihre Söhne Paul und Horst aus der Ehe mit Arno Steinhauer kamen 1936 bzw. 1940 zur Welt. Der Gatte war an der Front, als Marianne Steinhauer im Winter ‘45 das letzte Flüchtlingsschiff nach Vorpommern erwischte. Mit beiden Kindern, ihrer Mutter und dem jüngeren Bruder.
Ihr weiterer Weg führte die Alleinerziehende später u.a. nach Sprockhövel, wo sie zwei Jahrzehnte verbrachte. Auch nach der Rückkehr ihres Ehemannes, der lange vermisst worden war, lebten die beiden getrennt. Erst in den 70er Jahren zogen sie in Hannover wieder zusammen, da waren die Jungs erwachsen. 1986 wurde Marianne Steinhauer Witwe und ging nach Hattingen, wo sie bis zum Februar dieses Jahres alleine und recht selbstständig wohnte. Dann stürzte sie unglücklich und erlitt einen Oberschenkelhalsbruch. Inzwischen kann sich die Hundertjährige nur noch im Rollstuhl durch das Bonifatius-Haus bewegen.
Insgesamt gibt es in Mülheim 35 Menschen, die hundert Jahre sind oder gar älter, so jedenfalls der Stand vom 30. Juni 2010.