Üblicherweise stellt Mülheims Wirtschaftsförderer Jürgen Schnitzmeier stets die vergleichsweise stabile und hohe Wirtschaftskraft vor Ort heraus. Am Donnerstag aber sagte er, wo der Schuh drückt:

Nicht so gut schneide der Heimatstandort im Regionenvergleich ab, betrachte man die Zahl angemeldeter Patente und der in Forschung und Entwicklung tätigen Beschäftigten, insgesamt seien Innovations- und Wachstumskraft weniger stark ausgeprägt als anderswo.

Damit sich dies ändert, wollen die Wirtschaftsförderungen Mülheim, Essen und Oberhausen (MEO) kleine mittelständische Unternehmen, die sich im Feld nachhaltiger Technologien tummeln, fördern. Für das Technologiemanagement „MEOtec“ stellt das Land für zwei Jahre 583 000 Euro zur Verfügung.

800 Firmen in den drei Städten verdienen ihr Geld mit energieeffizienten, ressourcen- und klimaschonenden Technologien und Dienstleistungen. Für eben diese sehen die Wirtschaftsförderer „interessante Wachstumschancen“. Gerade kleinere Betriebe bräuchten aber Hilfen bei ihrem ständigen Spagat zwischen laufendem Geschäft und der Anforderung, durch Forschung und Entwicklung Weitsicht an den Tag zu legen.

„MEOtec“ will den Betrieben nun ein Netzwerk schaffen, das in Zusammenarbeit mit Kammern, Forschungseinrichtungen, auch der Arbeitsagentur Wege zu Wachstum und Innovation eröffnet. Wo es sich anbietet, sollen Betriebe den Weg gemeinsam gehen: sich austauschen, voneinander lernen, gemeinsam forschen und entwickeln, sich im besten Fall gar zu einem Marktteam zusammentun, das in der Wertschöpfungskette als Einheit agiert.

Derlei Kontakte zu ermöglichen, wird Aufgabe eines zweiköpfigen Projekt-Sekretariats im Mülheimer Haus der Wirtschaft sein. Um nah dran zu sein an den Erfordernissen des Mittelstands, wird dieser die Projektarbeit durch einen Beirat begleiten. Ein Technologieportal im Internet soll den Austausch ebenso fördern wie gemeinsame Messebesuche, Innovationsforen und Workshops. Das Thema Fachkräfte-Nachwuchs, kritisch bedeutsam gerade in Innovationsbranchen, soll nicht ausgespart sein. Ziel müsse es sein, dass Absolventen der hiesigen Hochschulen vermehrt in der Wirtschaft am Ort kleben blieben – befördert etwa durch frühzeitige Einbindung durch Praktika oder Betreuung von Diplomanten. Das Netzwerk soll etwa auch ein „Speed-Dating“ zwischen Arbeitgebern und geeigneten Bewerbern organisieren.

Projektziel sei es, in Sachen Innovationskraft „mehr hinzubekommen als die Summe des Einzelnen“, so Essens Oberbürgermeister Reinhard Paß. Er selbst habe in seiner 32-jährigen Ingenieurstätigkeit bei einem innovativen Unternehmen immer wieder feststellen müssen, dass „man sich sehr schwer tat, das Wissen anderer anzuzapfen“.

Jochen Fricke, 2. Geschäftsführer der Essener Wirtschaftsförderungsgesellschaft, nannte auch das Beispiel eines einst nur für den Bergbau tätigen Unternehmens aus seinem Beritt. Früher habe es ausschließlich Rohre für die Schachtentwässerung gefertigt, heute auch welche zur Förderung von Erdwärme. Hierfür sei sie indes wenig bekannt, ihr Wissen aber könne in einem Verbund aus Firmen von Nutzen sein, die im Feld Erdwärme unterwegs seien. Oberhausens Chef-Wirtschaftsförderer Frank Lichtenheld fasst es so zusammen: „Vielfach sitzen Unternehmen nur eine Straße voneinander entfernt. Sie grüßen sich vielleicht, aber wissen kaum, was der andere macht.“ Das möge sich mit „MEOtec“ ändern.