Zurzeit können Mülheimer Privathaushalte zwischen 75 Stromanbietern wählen, kleine Gewerbebetriebe immerhin noch zwischen 41 Anbietern. Doch nur ein Stromlieferant davon steuert sein Geschäft von Mülheim aus:

Es ist die Grün-Haus- Energie GmbH, eine Tochter des Handelskonzerns Tengelmann. Gut eineinhalb Jahre am Markt, nimmt der Ökostrom-Anbieter zunehmend Gewerbekunden ins Visier.

Im Januar 2009 ging GrünHaus als Kooperation der Tengelmann Energie GmbH und der markterfahrenen badenova AG (Freiburg) an den Start. Deutschlandweit vertreibt das Unternehmen Ökostrom aus 100 % Wasserkraft aus Österreich. Laut Geschäftsführer Daniel Lunter (34) ist sichergestellt, dass diese Wasserkraft tatsächlich auch nur einmal vermarket wird. Ein TÜV-Zertifikat attestiere die lupenreine Öko-Bilanzierung, die der österreichischen Wasserkraft in jüngerer Vergangenheit schon mal abgesprochen worden war. Aktuell sorgen Kunden für einen Stromabsatz von 100 Gigawattstunden pro Jahr, das entspricht einer Verbrauchsmenge von 33 000 Privathaushalten (= eine mittelgroße Stadt).

Grün-Haus will weiter Marktanteile gewinnen. Den Weg anderer Konkurrenten, sich mit Kampfpreisen an die Spitze der Strompreis-Vergleichstabellen zu setzen, will man an der Wissollstraße aber nicht einschlagen. „Wir sind nicht mit dem Anspruch angetreten, die Günstigsten zu sein“, so Lunter. „Wir wollen zu denen gehören, die nachhaltig und wirtschaftlich erfolgreich agieren.“

Bei den Ökostrom-Anbietern sieht sich Lunter mit dieser Marktstrategie „in einer Liga mit den glaubwürdigen Versorgern wie Lichtblick oder Greenpeace Energy“. Und nicht zu denen, die mit kaum nachhaltigen „Schleuderpreisen“ auf einen schnellen Kundenzuwachs zielen oder als Tochter eines der Stromgiganten nun „auf Öko machen“. Die Speldorfer wollen keinen Energiemix, sie wollen Ökostrom pur bieten.

Dabei versucht das Unternehmen, seine Preise auch mit einem schlanken Management attraktiv zu halten. An der Wissollstraße arbeiten nur vier Mitarbeiter, sie steuern die Energiedienstleistung. Für Vertrieb und Marketing werden die Reichweiten anderer Tengelmann-Töchter genutzt, so die Obi-Märkte und ab Oktober auch „Plus Online“. Dazu gibt es Bannerwerbung und Direktvertrieb im Internet, bei Energieberatern in allen Regionen Deutschlands hat man sich als eine Art Prämienpartner in deren Beratungsbandbreite eingebracht. Partnerin badenova wickelt Einkauf, Kundenbetreuung und Abrechnungen ab.

Zum Stromtarif: Sowohl für Privat- als auch für Gewerbekunden mit einem Jahresverbrauch von bis zu 100 000 Kilowattstunden (kWh) ist Grün-Haus zurzeit günstiger als der Platzhirsch RWE. Bei einem Gewerbe-Verbrauch etwa von 50 000 kWh (typisch etwa im Einzelhandel und kleinen Handwerksbetrieben) lassen sich mehr als 1000 Euro gegenüber dem Tarif „RWE Pur Profi-Strom“ sparen. Ein durchschnittlicher Vier-Personen-Haushalt zahlt bei GrünHaus für 4000 kWh Ökostrom 918,40 Euro, im günstigsten RWE-Tarif 1001,98 Euro für nur 19 % regenerativen Anteil.

Grün-Haus bietet 24 Monate Preisstabilität. Abschläge in der Bewertung gibt’s indes bei den Vertragskonditionen. Verträge sind nach einer Erstlaufzeit von 24 Monaten nur jährlich und nicht, wie bei anderen Anbietern, monatlich kündbar.

Grün-Haus will weiter wachsen, konkrete Absatzziele will Lunter wegen der Unsicherheit im umkämpfen Markt aber nicht nennen.