„Es wird viel Arbeit“ – Hans Zilles machte den Dümptenern und Styrumern am Montag, als Politiker und Praktiker zum ersten Mal „ganz offiziell“ über die Möglichkeit eines eigenen Bürgerbusses informierten, keine Illusionen.
Der Vorsitzende des Bürgerbus-Vereins Essen HMR (Haarzopf/Margarethenhöhe/Rüttenscheid) hat seit fünf Jahren Erfahrung mit Fahrplänen, die abgestimmt werden müssen, mit Genehmigungen, die eingeholt werden wollen, und mit einer stets spannenden Finanzierung.
Nachdem in Dümpten Anfang des Jahres die Buslinie 976 eingestellt worden war, beschwerten sich Anwohner, unter ihnen Bewohner der Senioreneinrichtung Auf dem Bruch, die die Haltestellen Mariannenweg und Heiermannstraße nun nicht mehr nutzen konnten. Damit nahm die Diskussion um einen Bürgerbus als Ergänzung zum öffentlichen Nahverkehr ganz neue Fahrt auf.
Anfang September stellte die CDU-Fraktion in der Bezirksvertretung (BV) 2 den Antrag für die Einrichtung. „Da sich der einjährige Testbetrieb der Linie 976 finanziell einfach nicht gelohnt hat, müssen wir nach Alternativen suchen“, so Roland Chrobok, Fraktionsvorsitzender in der BV. Drei Jahre brauchte der Bürgerbus Essen von der Idee bis zur ersten Fahrt. „Davor mussten wir ehrenamtliche Fahrer und Sponsoren finden, einen Verein gründen und die Route mit dem bestehenden Verkehrsunternehmen abstimmen“, erklärte Hans Zilles. Der Bürgerbus darf kein Konkurrenz-Unternehmen sein – nur so hat er Chancen auf die Unterstützung des Landes. „Wir können unsere Kosten decken und werden auf längere Sicht einen Gewinn von mehreren tausend Euro pro Jahr haben“, erklärte Hans Zilles.
Soweit ist Mülheim noch lange nicht – sieben Styrumer haben sich aber bereits im Frühjahr auf den Weg gemacht, eventuell eine eigene Linie ins Leben zu rufen. „Eine Route haben wir schon im Kopf“, so Knut Binnewerg. Styrum sei auch offen, mit Dümpten einen gemeinsamen Bürgerbus zu stemmen.
„Dafür brauchen wir ihre Hilfe“, wandte sich Bezirksbürgermeisterin Heike Rechlin-Wrede an die Besucher der Infoveranstaltung. „Gemeinden, Vereine und viele weitere Ehrenamtliche müssen sich zusammentun – auch wenn wir zunächst nicht mit einem Gewinn rechnen können.“ Die Kommune muss sich zudem bereit erklären, eventuelle Betriebskostendefizite zu übernehmen.
Vertreter von SPD und CDU gaben sich am Montag optimistisch, dass sich in Dümpten genug ehrenamtliche Helfer finden werden. Die Besucher fragten kritisch nach. „So ein Bürgerbus kostet doch auch“, meinte skeptisch Ruth Marquardt (77). Die Anwohnerin leidet zwar unter der eingeschränkten Busroute und war eine derjenigen, die die Diskussion wieder ins Rollen gebracht hatte, sieht jedoch kaum Sinn im großen Aufwand für den Bürgerbus. „Es lohnt sich doch nicht.“ Nachbarin Hildegard Breil (85) stimmte zu: „Ich habe hier nichts mehr zu erwarten.“