Von wegen „akademisches Viertelstündchen“: Pünktlich um 10 Uhr begrüßte die Hochschule Ruhr West am Montag die rund 260 Erstsemester in der Stadthalle. Auf sie wartete ein volles Programm, das sich in den nächsten Tagen fortsetzen wird.

Mit Einführungsvorträgen, Firmenbesichtigungen und Vorkursen. Die HRW will von Beginn an keinen Zweifel daran lassen, dass sie eine echte Fachhochschule ist. „Sie werden sehen, dass sie hier von Profis bedient werden“, bekräftigte gestern Hochschul-Präsident Prof. Eberhardt Menzel. Das ein oder andere muss aber noch Provisorium sein.

So wird man wohl erst 2014 den geplanten Neubau an der Duisburger Straße beziehen können, derweil sind die Studis auf dem Siemens-Gelände untergebracht. In den Genuss der fertigen Hochschule werden sie vermutlich bis zum Abschluss ihres Bachelor-Studiengangs (sieben Semester) nicht kommen. Dafür aber in den Vorteil einer komfortablen Betreuung: 18 Professoren, 40 Mitarbeiter und 16 wissenschaftliche Mitarbeiter treffen auf 340 Studis.

Bis 2014 sollen diese Stellen deutlich (100, 60 und 40) ausgebaut werden, dann allerdings soll sich die Zahl der Studierenden auch auf über 2000 versiebenfacht haben. Die meisten von ihnen werden dann hier lernen und vielleicht auch leben.

Mülheim, eine Studentenstadt? Manuel Rambow (20) kommt aus Düsseldorf an die Ruhr, um Elektrotechnik zu studieren. „Ich wollte mal raus aus der Stadt“, sagt er – in die Provinz? „Nein“, wehrt er schmunzelnd ab, die Fachhochschule habe ihn interessiert. Die Freizeit verbringt er allerdings in Düsseldorf. Auch Ivonne Lange (23), die wegen des BWL-Studiengangs aus Dinslaken kommt, sieht ihr Nachtleben eher in Duisburg als hier. Beide allerdings haben noch nicht viel von Mülheim gesehen, ein paar Kontakte mit den Kommilitonen geknüpft.

Noch wird das hiesige Nachtleben nicht von den Studierenden profitieren und auch der Wohnungsmarkt spürt keinen Anstieg an Studis, die nach einer Bleibe suchen – selbst wenn OB Dagmar Mühlenfeld in ihrer Begrüßung moderat darauf verwies, dass die Stadt „für junge Menschen mehr und mehr zu bieten hat“.

Ein Drittel stamme aus Mülheim, der überwiegende Teil komme aus „dem Speckgürtel im Radius von 50 km“, sagt der Leiter des Studentenservice, Sven Manshon. Eine Ausnahme: Zwei Interessenten aus Mauretanien (nordwestliches Afrika), die sich bislang jedoch nicht eingeschrieben haben. „Zwei bis drei Jahre wird es noch dauern“, rechnet Manshon, bis die „kritische Masse“ erreicht sei und man von „Studentenstadt“ reden könne.