An der Kasse sitzen – für die meisten Jugendlichen nicht unbedingt die Nummer eins auf der Liste der Traumberufe.
Doch am Donnerstag auf der Ausbildungsmesse der Stadt (Sozialagentur, Job Service GmbH) und der Arbeitsagentur (samt „U25-Haus“) brach helle Begeisterung aus: Aldi Süd hatte eine originalgetreue Scannerkasse aufgebaut, jeder Neugierige durfte mal auf dem Kassierersessel Platz nehmen. Und alle wollten.
Hier gab es überall mehr als Firmenvertreter, die ratlosen jungen Menschen Informationen in die Hand drückten: Es gab Berufswelt zum Mitmachen. 40 Betriebe stellten über 50 Lehrberufe vor. Man solle hier „alles hautnah erleben können“, so Ralf Muss von der Arbeitsagentur. „Da kann man sich das viel besser vorstellen.“ Sehr plastisch zeigte sich das in dem Bus, den die Metall- und Elektroberufe ausgestattet hatten. Hier gab Ausbilder Claudio Schmickler Interessierten eine Einführung in die Programmierung einer CNC-Fräse – und ehe der Proband es recht bemerkt, hat er selbstständig einen Metallwürfel gefräst.
Sabine Knapstein lobt die teilnehmenden Betriebe: „Fast alle bringen ihre Azubis mit, was für die Schüler natürlich interessant ist. Da kann man sich dann gleich austauschen.“ Es sei kein Problem gewesen, die Firmen zum Mitmachen zu bewegen: „Das ist eine Mitmachbörse“, so die Teamleiterin bei der Arbeitsagentur. Die vielen kreativen Aktionen setzten die Teilnehmer unter positiven Zugzwang: Jeder wolle sich etwas Interessantes ausdenken. „Das macht auch den Arbeitgebern Spaß“, so Knapstein. „Jeder hat andere Ideen. Aber wir verfolgen alle das gleiche Ziel.“
Im Erdgeschoss präsentierten sich größtenteils die schulischen Ausbildungsberufe, ebenso die Hochschule Ruhr-West und die Uni Duisburg-Essen. Aber auch hier ging es nicht theoretisch zu: Das Duisburger Sophie-Scholl-Berufskolleg bot Wellnessbehandlungen und Nagelpflege an, die Bildungszentren des Bauhandwerks ließen eine echte Backsteinwand mauern.
Im ersten Stock warben die Firmen um künftige Lehrlinge, vertreten waren unter anderem die Polizei, die WAZ, die IKK und die Polsterei Bolder, die jedes Jahr drei Lehrlinge annimmt. Meister Norbert Grothe berichtete, dass der Beruf des Sattlers gute Zukunftsaussichten biete: Arbeitsplätze gibt es beispielsweise bei allen großen Autoherstellern. „Der Beruf ist allerdings kaum bekannt“, so der Meister. Dennoch erreichen die Firma jährlich gut 150 Bewerbungen. „Ein großer Teil der bei uns eintreffenden Bewerbungen kommt schon nach erstem Sichten beiseite“, kritisiert er jedoch. „Wort und Schrift müssen schon stimmen. Um mit den Kunden zu kommunizieren, ist das sehr wichtig.“ Sowohl der Sattler als auch Ilona Loick von der AOK haben Erfahrung mit nachlässigen Bewerbern gesammelt. Manche sind aber sehr gut: Die beiden jährlich von der AOK angebotenen Ausbildungsplätze in Mülheim hätten immer kompetent besetzt werden können.
Am meisten profitierten letztlich die Schüler von der Messe. Dominik, 17, beispielsweise will Elektriker werden. „Ich habe mit Siemens gesprochen“, sagt er. Und hier zeigt sich, dass Brita Russack ganz Recht hat: „Es geht darum, die Richtigen zusammenzubringen. Dann klappt das auch mit der Ausbildung!“