Mit einem frischen umsatzträchtigen Auftrag kann der Mülheimer Großrohrproduzent Europipe nahezu den Zustand der Vollauslastung feststellen.
Bis 2011 soll das Mülheimer Werk nun 350 tausend Tonnen Großrohre für die zweite Anschlussleitung an die Ostsee-Pipeline, die von Mecklenburg-Vorpommern bis in die Tschechische Republik gebaut wird, fertigen.
Erst im April hatte Europipe den Zuschlag erhalten, für den zweiten Strang der Ostsee-Pipeline 65 000 Großröhren zu liefern (Umsatzvolumen: 650 Mio Euro). Damit war alleine schon eine Auslastung des Mülheimer Werkes von 60 % bis Mitte 2011 gewährleistet. Der neue Auftrag für die „Nordeuropäische Fernleitung“ nach Tschechien bringt laut Europipe-Verkaufsdirektor Hans-Georg Hillenbrand weitere 40 % bis 2011; mit flexibler Arbeitszeitgestaltung sei noch Puffer für kleinere Aufträge. Vom Auftrag profitiert auch das benachbarte Grobblechwalzwerk von Salzgitter-Mannesmann.
Hillenbrand legt mit dem neuen Auftrag die Wirtschaftskrise für Europipe zu den Akten – und zieht Bilanz für die Sorgenzeit: „Wir hatten hier keinerlei Beschäftigungslücken und Stillstand wegen Auftragsmangels.“ Kurzarbeit gab es bei Europipe nicht, viel mehr noch ist die 50 %-Tochter der Salzgitter AG wesentlicher Stabilisator im Konzern.
Zum Umsatzvolumen des neuerlichen Großauftrags macht Europipe keine Angaben, der Verkaufsdirektor stellt aber fest: „In der Krise haben sich unsere Erlöse reduziert.“ Grund hierfür seien gestiegene Kosten für Vormaterialien (höhere Erzpreise machen den Stahl teurer), aber auch verstärkter Wettbewerb. Gerade in Russland und der Türkei seien mit Großinvestitionen neue Großrohrproduzenten in den Markt gedrängt, mit denen vorher nicht zu rechnen gewesen sei. Da habe Europipe in jüngsten Preisverhandlungen Eingeständnisse machen müssen.
Trotzdem blickt Hillenbrand für den Branchenprimus optimistisch in die Zukunft. Europipe wolle natürlich bei künftigen Großprojekten am Kuchen teilhaben, auch wenn davon auszugehen sei, dass bei den zwei geplanten russischen Projekten (South Stream und Shtokman), „politisch gewollt“, stärker russische Produzenten zum Zuge kommen werden. Natürlich werde Europipe dennoch seinen Hut in den Ring werfen, so auch bei dem Vorhaben, eine Leitung von Algerien nach Italien zu bauen. „Zudem werden in den nächsten fünf Jahren noch größere Projekte in Europa kommen“, so Hillenbrand.