Hinter der Ortswahl für den Jahresempfang steckte eine eindeutige Botschaft: Ein Ja zum Flughafen.
„Ein Geschäftsflughafen Essen/Mülheim verschafft dem mittleren Ruhrgebiet einen Standortvorteil beim Werben um Investoren“, sagte IHK-Präsident Dirk Grünewald in der großen Flugzeughalle an der Brunshofstraße vor rund 350 geladenen Gästen aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Verwaltung.
Der Flughafen trage eindeutig zur Stärkung von Profil und Image der Region bei. Grünewald forderte unter anderem eine Aufhebung des Verbots für die „kleinen Düse“. Dass nach den jüngsten politischen Entscheidungen, die das Ende des Flughafens einläuteten, die Zukunft des Standortes ungewisser denn je ist, räumte auch der IHK-Präsident ein. Kampflos aufgeben will die Wirtschaft ihn jedoch nicht. „Es wäre sicher hilfreich“, so Grünewald, „wenn sich weitere Mittelständler und Konzerne zum Flughafen bekennen würden.“
Was den Handel angeht, spricht Dirk Grünewald in der MEO-Region von einem Top-Standort. Die Ansiedlung der großen Einkaufszentren wie das Rhein-Ruhr-Zentrum, der Limbecker Platz und das Centro sind aus Sicht der IHK Erfolge für die Region. Und doch gibt es Sorgen: „Wir dürfen nicht die vielen kleinen Geschäfte aus dem Auge verlieren, die das Gesicht einer City ausmachen.“ Vor allem die Mülheimer Innenstadt nach der Schließung des Kaufhofes bereitet der IHK Kummer.
„Wir beobachten zunehmend Leerstände und einen deutlichen Qualitätsverlust.“ Das Zentrum in Mülheim müsse wieder zu einem klasse Standort für den Handel werden, betonte Grünewald und hofft auf die Wirkung der neuen Hochschule. In den Stadtteilen stelle man ein Wegbrechen der Nahversorgung fest. Der IHK-Präsident kündigte an, eine Analyse zu erstellen und zu ausgewählten Stadtteilen Maßnahmen zu erarbeiten. Vorhandene Quartiers-Initiativen sollen gestärkt werden. Hoffnung liegt auch auf dem Projekt „Innovation City“.
Etwas stolz blickt man im IHK-Bezirk auf die Bilanz der Ausbildungsverträge: ein Plus von 2,9 Prozent. Aber dieses Plus wird auch dringend benötigt, eher müsste es noch größer sein. Es werde immer schwieriger, den Bedarf der Unternehmen an jungen Leuten zu decken, heißt es. Und Grünewald zitiert eine jüngste Umfrage, nach der 20 Prozent der Betriebe generell ein Problem damit haben, offene Stellen zu besetzen. Fachkräftemangel wird als ein Hindernis von heute und nicht erst in der Zukunft gesehen.
Noch immer gehen aus Sicht der Kammer zu viele Jugendliche nach der Schulausbildung auf ein Berufskolleg und stehen damit den Unternehmen zunächst nicht zur Verfügung. Grünewald befürchtet, dass sich dahinter Unkenntnisse über die Berufe verbergen. „Wir müssen noch intensiver an den Übergang Schule/Beruf ran.“
Einen Appell richtete die Kammer an die neue Landesregierung: „Es kann nicht sein, dass einzig und allein die ökologische Effizienz im Mittelpunkt der Politik steht. Die Unternehmen dieser Region müssen im internationalen Wettbewerb bestehen.“ Sie achteten daher schon im eigenen Interesse auf einen wirtschaftlichen Einsatz der Ressourcen. „Die Industriepolitik muss auch die ökonomischen und sozialen Ziele im Blick behalten.“