Für den Neubau des Seniorenheims wurde auch das Pflegekonzept runderneuert. Es soll mehr Individualität möglich machen.

Rot ist an diesem Vormittag die dominierende Signal-Farbe am Halbach. Sie weist die Caritas-Mitarbeiter aus. Wer im Marienhof auf den Stationen arbeitet, trägt ein rotes Shirt – und den aufgedruckten Schriftzug „Das Leben leben”. Ein Satz, der programmatisch sein soll für das neue alte Pflegeheim. Der Marienhof hat sich gründlich gewandelt. Nicht nur äußerlich.

Im Festzelt trafen sich die Eröffnungsgäste. In kleinen Gruppen ging es später über die Stationen. Bilder: Stephan Glagla
Im Festzelt trafen sich die Eröffnungsgäste. In kleinen Gruppen ging es später über die Stationen. Bilder: Stephan Glagla © Stephan Glagla | Stephan Glagla





Bierwagen und Pavillons stehen Freitag in der Auffahrt bereit fürs Sommerfest am Nachmittag. Wo bald Vorgärten grünen sollen, ist noch blanke Erde. Baustellencharme prägt in Teilen den Tag. Schnörkellos funktionell flankiert der Neubau den Vorplatz. Sonnenschirme setzen Farbtupfer vor die weiße Fassade. Gegenüber steht der 50er Jahre-Altbau. Ausgeräumt, bereit zum Abriss. Weitere alte Wohnflügel sind nur noch Ruinen. Bagger warten darauf, die Abrissarbeit bald zu Ende zu bringen. In Speldorf wird Platz geschaffen für neue Wohnbebauung.

Ein paar mit Spielzeug gespickte Sandberge und eine Hüpfburg weisen darauf hin, dass auch jüngere Besucher willkommen sind. Doch der Vormittag gehört erst einmal den geladenen Gästen, den Honoratioren, den Mitarbeitern und Bewohnern. Weihbischof Franz Vorrath hat den Fest-Gottesdienst in der Pfarrkirche St. Michael zelebriert. Danach ist er zunächst segnend im Haus unterwegs. Im weiß-gelben Festzelt füllen sich derweil die Sitzreihen. Es ist ein guter Tag für den Duisburger Caritas-Direktor Hans-Jürgen Kocar. „13 Monate vom ersten Spatenstich bis zum Einzug: Im Grunde war das eine phantastische Bauleistung. Es hat alles reibungslos geklappt”, freut er sich. Die 102 Bewohner sind schon vor einiger Zeit umgezogen. „Innerhalb von drei Tagen wurde das mit eigenen Kräften geschafft”, sagt Kocar.

Die Altbauten werden abgerissen. An der Karlsruher Straße sollen noch neue Mehrfamilien- und Einfamilienhäuser gebaut werden.
Die Altbauten werden abgerissen. An der Karlsruher Straße sollen noch neue Mehrfamilien- und Einfamilienhäuser gebaut werden. © Stephan Glagla | Stephan Glagla





Der Caritasverband Duisburg hat für den Neubau die Hitzbleck-Immobilien und Projektentwicklungs GmbH als Partner ins Boot geholt. Im April 2009 ist dann wie geplant offiziell der englische Investor Secoond German Property 64 SARL mit Sitz in Luxemburg eingestiegen. Das Konstrukt hat dem Caritaszentrum in Speldorf einen Neubau beschert – „ein ansprechendes, einladendes Haus”, wie Bürgermeisterin Renate aus der Beek in ihrem Grußwort betont. Doch „Attraktivität”, merkt sie an, „ist nicht alles. Auf die inneren Werte kommt es an.” Auch da hat der neue Marienhof einiges zu bieten: Leben im Hausgemeinschaftsmodell, Etagenbelegungen, die Biographien der Bewohner berücksichtigen, dazu klangvolle Namen für die Hausgemeinschaften. „Dolce Vita” vereint Senioren, die sich noch kreativ betätigen wollen, die „Gute Stube” bewohnen beispielsweise Menschen, die hauswirtschaftlich aktiv geblieben sind. Es leben maximal zwölf Bewohner zusammen. Sie übernehmen Haus-Aufgaben, Mahlzeiten werden gemeinsam geplant und gekocht.

Je zwölf Bewohner leben in einer Hausgemeinschaft zusammen. Wenn möglich, werden sie in Alltagsabläufe eingebunden, helfen beim Kochen oder bei der Hauswirtschaft. Im Bild: Marina Geldermann, Ursula Gruenewald (r.) und Bewohnerin Paula Althaus.
Je zwölf Bewohner leben in einer Hausgemeinschaft zusammen. Wenn möglich, werden sie in Alltagsabläufe eingebunden, helfen beim Kochen oder bei der Hauswirtschaft. Im Bild: Marina Geldermann, Ursula Gruenewald (r.) und Bewohnerin Paula Althaus. © Stephan Glagla | Stephan Glagla





Das Konzept hat Claudia Schillings-Tetzlaff, die Leiterin des Caritaszentrums Marienhof, mit ihrem Team erarbeitet. So „viel Individualität wie möglich und so viel Konstitutionalität wie nötig” soll es ermöglichen. Das erfordert Umdenken beim Personal, bei Angehörigen, aber auch Bewohnern und die „Abkehr vom liebevollen Versorgungsdenken, hin zur Akzeptanz des anderen”. Schillings-Tetzlaff vertritt eine neue Offenheit. Eines, sagt sie, wird es „in Zukunft nie wieder im Marienhof geben. Türen, auf denen steht: Zutritt nur für Personal.”