Die Berliner Charité ist interessiert und eine Klinik in Rotterdam ebenfalls. Erprobt wird die Neuerung aber am St. Marien-Hospital. Seit Juni ist das Marien-Hospital bundesweit das erste Krankenhaus, das die Händedesinfektion elektronisch überwacht.

Entwickelt wurde das System an der Fachhochschule Gelsenkirchen.

„Krankenhauskeime“ — Nicht erst seit den letzten tragischen Todesfällen klingt dies wie eine Drohung. An multiresistente Keime mag man da denken, an Erreger, gegen die kein Antibiotikum hilft. Das stimmt auch – wenn man sich einmal infiziert hat. Deshalb lautet am St. Marien-Hospital wie an anderen Kliniken das Ziel, Infektionen zu vermeiden. Hygiene ist die wirkungsvollste Gegenmaßnahme und da vor allem die Desinfektion. „Es gibt keine Resistenz gegen Desinfektionsmittel“, betont der Ärztliche Direktor Dr. Stephan Elenz. Heißt: Gegen die auf hochprozentigem Alkohol basierenden Mittel kommt kein Keim an. Wenn man sie denn benutzt.

Eben da setzt die Arbeit von Benvinda Urban an. Sie ist Hygienefachkraft am Marien-Hospital und schaut den Mitarbeitenden beruflich auf die (desinfizierten) Finger, schult sie, verbessert Bedingungen. Dies erzählte sie auch Prof. Dr. Udo Jorczyk, Professor für Mikro- und Medizintechnik an der FH Gelsenkirchen, als sie ihn traf, bevor dieser mit ihrem Sohn Bastian, Student fder Mikrosystemtechnik, zu einem Forschungssemester nach Namibia aufbrach. Ein Gespräch mit Folgen, denn bereits auf dem Flug überlegten die beiden, wie man die Arbeit von Benvinda Urban erleichtern könne.

Das Ergebnis war vier Monate später das „Intelligente Handhygiene Monitoring System“, kurz IHMoS. Dabei wird ein Gerät in Spender für Desinfektionsmittel installiert. Von außen unsichtbar sendet es ein Funksignal, wenn der Spender betätigt wird. So wird etwa kontrolliert, welcher Spender wie oft benutzt wird. „In der aktuellen Diskussion ist die Hygiene in Krankenhäusern in die Fokus gerückt und wir erwarten neue Gesetze zur Dokumentation“, sagt Prof. Dr. Jorczyk und dass die elektronische Überwachung und Datensammlung dies natürlich erleichtere.

„Das ist die erste Innovation bei der Handhygiene im Krankenhaus seit Jahren“, betont er und hat dabei auch seine Studenten im Blick, die sich mit ihrer Entwicklung selbstständig machen wollen. Beteiligt waren neben Bastian Urban Malte Kohlmeier und René Rettkowski.

Seit Juni testet das Marien-Hospital das System nun auf der Intensivstation. 40 Spender wurden ausgestattet. Für konkrete Ergebnisse sei es noch zu früh, sagt Bastian Urban. Erste Erkenntnisse gibt es aber bereits: „Einige Spender werden nicht genutzt – weil sie falsch stehen.“ So wird aktuell überlegt, Apparate von den Zimmern auf die Flure zu verlegen – für das Desinfizieren im Vorbeigehen.