Mülheim..

Die steigenden Preise für Mehl, Strom und Lieferungen machen den Bäckern zu schaffen. An Preiserhöhungen kommen sie nicht mehr vorbei. Supermärkte und Discountbäcker können dank fester Verträge dagegenhalten.

Seit 28 Jahren ist Gerd Broehenhorst Bäckermeister in Mülheim. Eins hat er noch bisher noch nicht erlebt – eine derart hohe und häufige Steigerung von sämtlichen Kosten, vom Mehl bis zum Strom. Jetzt ist sie eingetreten und der Bäcker kämpft, genau wie seine Kollegen, mit der Betriebskasse.

„So geht’s nicht weiter“, sagt Gerd Broehenhorst schon heute. Und dabei gab es beim Mehlpreis bisher „erst“ eine Erhöhung. Für 100 Kilo zahlt der Bäckermeister seit letztem Monat 37 Euro, zehn mehr als zuvor. „Im September soll es noch einmal nach oben gehen.“ Eine weitere große Last für den Inhaber sind gestiegene Betriebs-, Energie-, Liefer- und Lohnkosten. „Die Ernte war in diesem Jahr so schlecht, dass die Mühlen mehr aus dem Ausland importieren müssen.“ Preiserhöhungen noch in diesem Jahr werden für den Bäcker damit fast schon unumgänglich. Im letzten Jahr war nur das Kürbiskernbrötchen betroffen – der Preis stieg um fünf Cent auf 60 Cent bei der „normalen“ und 65 Cent bei der Bio-Variante.

Fünf Cent mehr für Körnerbrötchen

Beim Bäcker Broehenhorst gibt’s alles doppelt – das normale Brötchen liegt zur Zeit bei 26 beziehungsweise 45 Cent. Hier sollen künftig höchstens ein oder zwei Cent dazu kommen, denn hier schauen die Kunden am meisten hin. Etwa fünf Cent könnten bei manchen Körnerbrötchen dazukommen, beim Brot vielleicht auch zehn. „Wir können die Preise eigentlich nicht erhöhen“, sagt Bernd Hemmerle (42), einer von drei Inhabern beim „Stadtbäcker“ mit zwölf Filialen. „Aber wir müssten.“ Auch in dem Familienbetrieb wachsen die Kosten über die Köpfe – „aber wir können uns nicht erlauben, noch mehr Kunden an die Supermärkte und Discounter zu verlieren.“

Mit deren Preisen von um die 15 Cent pro Brötchen können die Handwerksbetriebe nicht konkurrieren. Bei Hemmerle sind es heute 27 Cent, ein Mischbrot liegt bei knapp drei Euro pro Kilo. Im letzten Jahr ging es für Brot und Brötchen um je einen Cent nach oben.

„Wir wollen keine neuen Steigerungen“

„Wir wollen keine neuen Steigerungen“, sagt Bernd Hemmerle. Kann aber, wenn die Kundenzahlen weiter zurückgehen, nicht dafür garantieren. „Der Prozess ist schleichend und wir merken ihn auch bei sinkenden Umsätzen nur langsam. Aber er ist ständig und nicht aufzuhalten.“ Auch Hemmerle nennt als Hauptproblem die gestiegenen Preise. Dazu kommt die immer größere Flut von Discountbäckern.

„Die bekommen ihre Teigrohlinge als Tiefkühlware geliefert und sparen stark beim Personal. Und die Bäckereien in den Supermärkten haben Filialen im ganzen Ruhrgebiet. Je kleiner der Bäcker, umso mehr muss er blechen.“ Große Märkte hätten feste Verträge mit den Lieferanten und merkten die Preisschwankungen längst nicht so stark.

Da er an die Preise so lange wie möglich halten will, sucht der Bäcker nach Möglichkeiten, wo er noch sparen kann – etwa bei den Betriebskosten. Existenzängste will er vermeiden, besonders bei den Mitarbeitern. „Durch dieses Tal müssen wir jetzt durch – und eine Zeit lange kleinere Brötchen backen.“