Wenn eine normale Verwaltungsabteilung umzieht, können die Geschäfte schon mal einen Tag lang ruhen. Nicht so bei der Feuerwehr.

Wenn Anfang der Woche die neue Feuerwache an der Duisburger Straße bezogen wird, ist die „112“ selbstverständlich rund um die Uhr besetzt.

Ein fliegender Wechsel also, der bis zum nächsten Freitag vollzogen sein soll. Für die Leitstelle wird es danach recht einsam in der alten Wache an der Aktienstraße 56-58: Die sechsköpfige Schicht bleibt noch bis zum Jahresbeginn am alten Standort. „Wir können“, erklärt der Feuerwehrchef Burkhard Klein, „den einen Schalter ja erst umlegen, wenn der andere funktionsfähig ist.“

Also erst, wenn die neue Leitstelle, die an der Duisburger Straße wie in einem Tower untergebracht ist, technisch rund läuft, kann die alte eingestellt werden. „Das ist nicht ungewöhnlich“, betont Klein. „Bei allen Umzügen mit einer Leitstelle zieht diese immer erst im zweiten Schritt nach.“

Der Rest der 170 Feuerwehrleute sitzt schon auf ge­packten Kisten, die sich in den schmalen Gängen der alten Wache stapeln. Wenn man sich die engen Amtsstuben ansieht, die schmalen Treppenhäuser, den kleinen Hof und die Fahrzeuge, die in den Garagen (mit Türen, zu schmal für die Autos von heute) in Dreierreihen hintereinander stehen, stellt auch der Laie schnell fest, dass das nicht mehr Standard des 21. Jahrhunderts sein kann. Die alte Feuerwache hat ihre beste Zeit schon lange hinter sich.

Das wird vor allem deutlich, wenn man sieht, wie die Einsatzkräfte derzeit noch untergebracht sind: Die schmalen Spinde stehen auf den Fluren, einen Umkleideraum gibt es nicht. Kein Platz für die schwere Schutzkleidung, die hängt gleich neben den Einsatz-Fahrzeugen in den Fahrzeughallen. Die engen Ruheräume, in die sich drei Betten quetschen, atmen den schäbigen Jugendherbergs-Charme der frühen 60er Jahre. Für 80 Leute war die Wache 1950 ausgelegt, heute sind es aber 170. Und bis 2005 die Wache Heißen fertiggestellt war, mussten über 200 Personen untergebracht werden.

Seit 1924 ist die Feuerwehr an der Aktienstraße, der „Neubau“ hat auch schon 50 Jahre auf dem Buckel. Mit dem Bezug der neuen Hauptwache in Broich wird der zehn Jahre alte Ratsbeschluss umgesetzt, in Mülheim zwei Feuerwachen einzurichten: Eine links und eine rechts der Ruhr. Die Wache Heißen mit etwa 50 Kräften wurde schon 2005 bezogen. Und dieser Umzug, erinnert sich Burkhard Klein, war relativ einfach, weil nur ein Teil des Einsatzdienstes umziehen musste. Jetzt sind es aber alle Leute und die Verwaltung, Werkstätten, der gesamte Fuhrpark, vom Rettungswagen bis zum Löschfahrzeug.

Alles wird Platz finden in Broich: Im langen Flügel zur Duisburger Straße hin stehen die Fahrzeuge für Rettungs- und Einsatzdienst, darüber liegen die Räume für die Leute: Mit geräumigen Spinden, modernen Ruheräumen, extra Spinden fürs Bettzeug und einer „Schwarz-Umkleide“, in der die verdreckte Einsatzkleidung gelagert werden kann.

Feuerwehrleute sind ja rund um die Uhr in der Wache. Für eine neue Aufenthaltsqualität werden künftig eine schöne Terrasse und eine großzügige Kantine sorgen. Wer zur Feuerwehr geht, muss sich bis zur Pension fit halten: Auf einem Sportplatz und in einer Sporthalle wird das künftig möglich sein. Hinter den Fahrzeughallen liegt ein großer Hof und dahinter der zweite Gebäuderiegel mit der Verwaltung, der Schule und der neuen Leitstelle. Auch für einen Brandübungsplatz ist auf dem 25 000 qm großen Gelände Platz. Dahinter sieht man die Alte Dreherei hervorlugen.

Die Fahrzeuge können künftig nicht nur die Hallen zu beiden Seiten verlassen, sondern auch zu zwei Seiten ausrücken: an der Duisburger und an der Xantener Straße. An der Aktienstraße dauerte es schon mal 15 Minuten, bis ein Spezialfahrzeug von der dritten Reihe nach vorne rangiert worden war.

Nächste Woche, wenn sich die neue Hauptwache mit Leben gefüllt hat und die roten Autos in den breiten Fahrzeughallen stehen, ist dann auch die Unterbringung der Feuerwehr endlich im 21. Jahrhundert angekommen.