Mülheim. .

In den Nachbarstädten waren so genannte „Kanalhaie“ schon zu Jahresbeginn unterwegs, inzwischen sind sie wohl auch in Mülheim angekommen: Firmen, die versuchen, arglosen Grundstückseigentümern an der Haustür einen Vertrag für die Dichtigkeitsprüfung zu verkaufen.

Viele vergleichen dann nicht mehr – und die Kosten für ein vermeintlich günstiges Angebot sind dann oft viel höher.

Ein Mülheimer Eigentümer bekam zum Beispiel eine Rechnung von über 5000 €, berichtet Christiane Lersch von der Mülheimer Verbraucherberatung, ohne dass bisher die Firma eine Dokumentation der Dichtigkeitsprüfung vorgelegt habe. Lersch warnt die Verbraucher immer wieder davor, Geschäfte an der Haustür abzuschließen.

Die Unsicherheit der Leute wird dabei oft ausgenutzt. Die Gesetzeslage zur so genannten Dichtigkeitsprüfung ist zwar eindeutig, es muss sich aber niemand zur Eile gedrängt fühlen. Schon gar nicht an der Haustür. Und wenn es doch schon passiert sei: Auch solche Verträge könne man innerhalb von 14 Tagen widerrufen, sagt Christiane Lersch.

Fakt ist: Nach § 61 a des Landeswassergesetzes sind private Grundstückseigentümer bis spätestens zum Ende des Jahres 2015 verpflichtet, ihre Abwasserleitungen auf Dichtheit prüfen (und, wenn nötig, auch sanieren) zu lassen. Denn Schmutzwasser, das aus defekten Rohren sickert, belastet die Umwelt. Auch kann Grundwasser in die de­fekte Leitung eindringen und so die Kläranlage belasten. Die Prüfung wird mit einer CD samt Prüfbericht dokumentiert. Ist alles in Ordnung, wird ein Dichtheitszertifikat ausgestellt, das 20 Jahre gültig ist.

Bis Ende 2015 ist also noch Zeit, wenn das Haus nicht gerade im Wasserschutzgebiet liegt. Für diese Gebäude lief die Frist in Mülheim bereits am 31. Dezember 2009 ab. Aber auch hier gilt: Wer noch kein Dichtheitszertifikat be­sitzt, hat genug Zeit, verschiedene Angebote zu vergleichen.

Die Stadt will in den nächsten Wochen eine Broschüre an alle Grundstückseigentümer versenden, die genau darüber aufklärt, was getan werden muss, sagt Umweltamtsleiter Jürgen Zentgraf auf Anfrage. Die 3500 bis 4000 Hausbesitzer in den Mülheimer Trinkwasserschutzgebieten werden erst danach peu à peu angeschrieben und um den Prüfungsnachweis gebeten. Aber die Stadt wird keinen Druck machen und innerhalb von 14 Tagen die Unterlagen verlangen, betonte der Umweltamtsleiter: „Wir werden eine angemessene Frist setzen.“

Vor unseriösen Angeboten an der Haustür warnt indes auch Zentgraf. Sollen sich doch schon Firmen mit „wir kommen vom Umweltamt“ vorgestellt haben. „Wir schicken niemanden an die Haustür,“ betont Jürgen Zentgraf. „Wenn wir solche Vorfälle beweiskräftig bekommen, gehen wir auch rechtlich dagegen vor.“ Verunsicherte Bürger können solche Vorfälle unter der Nummer 455-7000 beim Umweltamt melden.

Was kostet nun eine Dichtigkeitsprüfung? Die Medl-Tochter SEM, die diese Leistung auch anbietet, schätzt die Kosten bei einem Ein- bis Zweifamilienhaus auf etwa 200 bis 500 Euro – immer abhängig von der Grundstücksgröße und dem Umfang der zu prüfenden Leitungen. In Mülheim gilt, dass die Leitungen vom Anschluss unterm Haus bis zum öffentlichen Kanal zu überprüfen sind.

Günstigere Angebote klingen da verlockend, besonders, wenn „Festpreis“ draufsteht. Andreas Noje, Geschäftsführer der Vermieterorganisation Haus und Grund, hört von seinen Mitgliedern häufig, dass solche und andere Handwerkerleistungen an der Haustür angepriesen werden: „Wir raten dringend davon ab.“

Christiane Lersch von der Verbraucherberatung mahnt zur Vorsicht bei Postwurfsendungen von auswärtigen Firmen mit Festpreis, ohne dass dort Zusatzleistungen aufgeführt würden. Am Ende werde es teurer. Lersch empfiehlt, lieber das Angebot eines qualifizierten Betriebs vor Ort wahrzunehmen. Sie rät auch dazu, sich mit den Nachbarn zusammenzutun, um möglicherweise die Kosten reduzieren zu können. Und man sollte auch nicht erst bis 2015 warten, wenn die Prüfung durch die höhere Nachfrage teurer werden könnte.