Die Tengelmann-Gruppe trotzt der Wirtschaftskrise. Mit Supermärkten, den Obi-Baumärkten und dem Textildiscounter Kik steigerte das Familienunternehmen 2009 den Umsatz um 2,6 Prozent auf 11,3 Milliarden Euro.
Davon profitiert auch Mülheim: Nach kargen Jahren zahlt das Unternehmen wieder reichlich Gewerbesteuer.
„Wir sind wieder mit Abstand der größte Gewerbesteuerzahler in Mülheim. Das waren wir schon lange nicht mehr“, sagte Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub zur WAZ. Um die positive Entwicklung auch anschaulich zu machen, überreichte er Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld vor einigen Wochen einen Scheck mit der Gewerbesteuernachzahlung für 2009. Nach Informationen dieser Zeitung soll es sich dabei um einen zweistelligen Millionen-Betrag gehandelt haben.
Das nicht immer einfache Verhältnis zwischen der Stadt und dem Familienunternehmen gilt derzeit also als gut. Zumal man Nachbarn geworden ist: Das Zentrale Finanzmanagement der Kommune ist wegen des Rathaus-Umbaus am Tengelmann-Sitz in Speldorf untergekommen. Und Haub hielt auch Wort nach seiner Ankündigung, weitere Konzernteile nach Mülheim holen zu wollen. Die Räume, die nach dem Auszug der Verwaltung des Discounters Plus kurze Zeit leer standen, übernahm inzwischen die Belegschaft der Zentrale der Supermarkt-Kette Kaiser’s/Tengelmann. Der Standort Viersen wurde aufgegeben. „Ich wollte die Mitarbeiter einfach auch näher bei mir haben“, bekennt Haub.
Auch wenn der anfängliche Ansturm interessierter Schulklassen, Politiker und Wettbewerber aus dem Einzelhandel auf den im Dezember 2008 eröffneten Klimamarkt an der Wissollstraße nachgelassen hat, kommen immer noch regelmäßig Besuchergruppen. Durch die Nutzung von Sonnenenergie, Abwärme und Erdwärme verbraucht der Speldorfer Supermarkt nach Tengelmann-Angaben rund 48 Prozent weniger Energie als herkömmliche Gebäude. Dafür erhielt der Klimamarkt schon eine Reihe von Auszeichnungen.
Karl-Erivan Haub kündigte gestern bei der Bilanzpressekonferenz an, dass einzelne Technologien, mit denen man in Speldorf gute Erfahrungen gemacht hat, nun auch in anderen Filialen zum Einsatz kommen sollen. So wurden bereits mehr als 100 Märkte mit den geschlossenen Kühl- und Tiefkühltruhen ausgestattet. „Auf die Nutzung der Erdwärme werden wir aber verzichten“, so der Tengelmann-Chef.
Nachdem sich Haub in den letzten Jahren immer wieder kritisch über den Standort Deutschland geäußert und die vermeintlichen Verheißungen Nordamerikas gepriesen hatte. zeigte er sich gestern komplett gewandelt: „Deutschland ist robust durch die Krise gekommen. Darauf können wir stolz sein.“ In den USA sei die Krise längst nicht bewältigt, der Konsum eingebrochen. Für die schwächelnde US-Supermarkt-Tochter A&P müsse sich Tengelmann einen Partner suchen.