David Strasmann ist keiner dieser Sonntagsfahrer, die nur am Wochenende mal ihren Ballon auspacken und am Ende des Jahres auf schlappe 30 Ausfahrten kommen. 80 bis 100 Mal hebt er jährlich ab.
Jede einzelne Fahrt nimmt er als Training. Die Vielfahrerei hat sich gelohnt: In der vergangenen Woche wurde der Mülheimer Deutscher Meister im Heißluftballonfahren.
An sanftes Dahinschweben denkt der Laie, an Friede und Freiheit über der Erde und an grenzenlose Ruhe am grenzenlosen Himmel. Natürlich, das „Freiheitsgefühl“ nennt David Strasmann auch als Grund für seine Faszination mit dem Heißluftballon. Doch vor allem geht es ihm um das Fahren an sich und „die Möglichkeit, mit den Elementen zu spielen“. „Der größte Reiz ist für mich, ein eigentlich unlenkbares Gerät zu einem Ziel zu lenken.“ Denn mehr als hoch oder runter kann man nicht steuern, für das Rechts und Links sorgt der Wind.
Von klein auf ging David Strasmann regelmäßig in die Luft. Sein Vater ist ebenfalls Ballonfahrer und gemeinsam stiegen sie in Remscheid, seinem Geburtsort, auf. „Als Bergischer habe ich früher nie geglaubt, dass man im Ruhrgebiet gut Ballonfahren kann“, muss der 29-Jährige zugeben. Vielmehr hatte er stets die Warnung seines Vaters im Ohr: „Merke dir: Entweder du landest vor dem Ruhrgebiet oder dahinter, darin geht nicht.“ Inzwischen wurde(n) David (und sein Vater) eines Besseren belehrt. Der Liebe wegen zog er nach Mülheim und lernte, nun mit seinem ebenfalls ballonfahrendem Schwiegervater, auch die Region von oben lieben. „Deutschland ist für mich die schönste Gegend zum Ballonfahren und da auch das Ruhrgebiet. Es ist sehr abwechslungsreich.“
Inzwischen geht David Strasmann für den Ballonclub Mülheim bei Wettbewerben an den Start, gehört seit zwei Jahren der Nationalmannschaft an. Und dort ist er bestens aufgehoben, geht es doch bei den Meisterschaften nicht in erster Linie um Schnelligkeit, sondern vielmehr um das gekonnte Spiel mit den Elementen und das punktgenaue Steuern.
Sieben Fahrten galt es bei der Deutschen Meisterschaft, die aus organisatorischen Gründen in Österreich stattfand, zu absolvieren. Strasmann war alleine im Hänger, den der Laie wohl schnöde „Korb“ nennen würde, wurde aber von einem vierköpfigen Team am Boden unterstützt. Beim Ausrüsten halfen ihm seine Mitstreiter, maßen mit Heliumballon und Kompass den Wind. Der gelernte Kaufmann hingegen musste derweil bestimmte Strecken ab- oder vorgegebene Ziele anfliegen. 22 Aufgaben waren es insgesamt mit Höchstwertungen von je 1000 Punkten. Genau 17 960 Punkte sammelte der Dümptener schließlich.
Stolz ist David Strasmann natürlich auf diesen Titel – doch mit den Gedanken ist er bereits beim nächsten Wettbewerb: In sechs Wochen geht es für ihn zur Weltmeisterschaft nach Ungarn. Hoffentlich wieder als Punktlandung.