„Wir müssen uns darauf einstellen, dass Kürzungen in der Kultur auf uns durchschlagen und wollen deshalb den privaten Markt stärken“, sagt Inge Kammerichs, Chefin der Stadthalle.
Eine durchweg positive Bilanz der Stadthalle zieht die MST-Chefin. Ergab sich im ersten Halbjahr 2009 nach Abzug von Energie- und Personalkosten ein Minus von 51 000 Euro ist im selben Zeitraum 2010 ein Plus von 207 000 € zu verzeichnen. „Die Umsätze wurden gesteigert und die Energie- und Personalkosten deutlich gesenkt“, so Kammerichs. „Wir werden Ende des Jahres eine ordentliche Zahl abliefern können“, lautet ihre positive Prognose. Defizite sollen abgebaut werden, der Kongressmarkt stärker angekurbelt, und kosten- und marktgerechte Preise realisiert werden. Mit einer Erhöhung der Mieten ist also zu rechnen.
Aber bei allen Anstrengungen: „Es wird niemanden geben, der diese Halle ins Plus führen kann“, sagt Kammerichs. Intern nennen sie die Halle auch Diva, „weil man ihr alles in den Rachen stecken kann und sie nie damit zufrieden ist“. Verschlungen hat sie in den Jahren 2006 und 2007 rund 7,5 Mio Euro für große Umbauten. Ein Großteil davon floss in dringend nötige Dinge wie in den Brandschutz und in die Elektrik, „sonst hätte die Halle gar nicht mehr betrieben werden dürfen.“
Der Festsaal und das vordere Foyer sind grundlegend saniert worden. Im modernen Lichtdesign, das jede nur erdenklich Farbe eines Firmenlogos oder eines Veranstalters annehmen kann, mit viel Technik und Glas, einer variablen Raumtrennung und Bistro-Lounge kommt das Entree jetzt daher. Nachdem zwei Drittel der Halle saniert waren, ging die Runderneuerung in 2008 weiter: „Es gab eine miserable Energiebilanz und keinerlei Marketinginstrumente“, betont Kammerichs. Und: enorm hohe Personalkosten.
Im Konkurrenzkampf um Veranstaltungen, Messen, Tagungen und Kongresse in der Region, „mussten wir die Halle neu positionieren und sagen ,hallo, wir sind da’“. Bekanntheitsgrad und Umsatz mussten steigen. Zeitgleich wurde eine neue Kommunikationsstruktur aufgebaut und Betriebsabläufe umstrukturiert. Es wurden neue Teams gebildet und Mitarbeiter motiviert. Synergien mit anderen Abteilung der MST entstanden. „2009 war ein sehr stressiges Jahr“, sagt Kammerichs. 200 000 Euro wurden noch mal in den Bühnenbereich investiert. Und wenn es ein Segen und Vorteil gegenüber anderen Häusern ist, über eine funktionierende Vollbühne zu verfügen, „belastet es die Halle doch ganz beträchtlich“.
Heute könne man als einzige Location im Ruhrgebiet sagen, so Kammerichs: „Wir machen alles hochprofessionell und besser als die meisten Agenturen.“ Neben dem Rundumservice könne Mülheim mit dem historischen Gebäude, der idyllischen und zentralen Lage, der Verkehrsanbindung an Autobahnen und Flughafen punkten. Durch verstärkte Marketingmaßnahmen und der Präsentation auf Messen „haben wir neue Kunden gewonnen“, so Kammerichs. Veranstaltungen der Deutschen Bank und der Firma Henkel aus Düsseldorf konnten geholt werden.
Gebäudemanager Paul Otto hat sich daran gemacht, die Energiekosten zu drosseln und eine Ökozertifizierung erreicht. „Mit vielen kleinen Dingen, die aber in der Summe eine riesige Ersparnis bringen“, sagt Otto. Anteilig am Umsatz sind die Energiekosten von 30 % in 2008 auf 17 % in 2010 gesunken. An der Sparschraube soll weitergedreht werden: „Es gibt noch viele Ideen wie Nutzung von regenerativen Energien.“
Ende 2009 wurde Marc Lenz als neuer Technischer Leiter eingestellt. „Ich habe hier herzliche Menschen vorgefunden, die alles möglich machen.“ Das kleine Hallenteam besteht aus 16 Mitarbeitern, die teils in Mehrfach-Funktion unterwegs sind. Am „Feintuning“ will Lenz weitertüfteln, was Flexibilität und Mitarbeitermotivation betrifft.
Mit dem bisher Erreichten ist Inge Kammerichs mehr als nur zufrieden: Die Raumbelegungen konnten von 265 in 2008 auf 394 in 2010 gesteigert werden. „Ein Anstieg um 50 Prozent.“ Und auch die Raummieten wurden verdoppelt.