Es sollte eine schöne Ausflugsfahrt werden. Schon oft hatte die Mülheimerin Wilma Dreckmann die Linienfahrten der Weißen Flotte genutzt, nun wollte sie auch einmal weiter fahren.
Das Angebot versprach nicht nur eine dreistündige Fahrt auf idyllischer Route Richtung Xanten, sondern auch Verpflegung sowie Stadt- und Domführung. Doch es kam alles etwas anders.
„Während der gesamten Fahrt gab es keinerlei Erklärung zur Umgebung“, beklagt Wilma Dreckmann. „Gegen Mittag bekamen wir statt der angekündigten Erbsensuppe eine wässrige Kartoffelsuppe. Nachmittags war der Kuchen eines Bekannten von uns voller Ameisen. Und in Xanten wurde aus der Stadt- und Domführung eine Domführung.“ Lange hatte sich die Mülheimerin auf den Ausflug gefreut, entsprechend groß war die Enttäuschung – und wie sie sagt, die Empörung auf dem gesamten Schiff.
„Zu dieser speziellen Fahrt vor einigen Tagen gab es noch weitere Beschwerden“, sagt Marc Baloniak, Leiter der Touristinfo der Mülheimer Stadtmarketing und Tourismus GmbH (MST). Zwar ist die MST bei der Mehrzahl der Fahrten der Weißen Flotte kein Vertragspartner, dennoch verkauft sie die Karten. „Es gab eine Verspätung an einer der beiden Schleusen – so haben wir es von der Flotte selbst gehört. Damit der Bustransfer zum Hafen noch klappen konnte, ist ein Teil der Führungen ausgefallen.“
Eine Mitarbeiterin der Betriebe der Stadt, die die Fahrten der Flotte organisieren, bestätigt diese Erklärungen. „Wenn ein großer Frachter zur Schleuse fährt, müssen wir warten.“ Zwar habe sich der Eigenbetrieb der Stadt bei der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes bereits „den Mund fusselig geredet“, doch seien die Einflussmöglichkeiten begrenzt.
Spezielles Personal, das während der Fahrten Erklärungen zur Umgebung abgebe, könnten die Betriebe der Stadt nicht beschäftigen. Doch: „Unser Bootspersonal kennt sich gut aus und normalerweise sagt immer jemand etwas zur Ruhrmündung, zu den Schleusen oder zur Rheinorange.“ Klagen über Schifffahrten ohne Informationen für die Gäste erreichten die WAZ bereits mehrmals.
Bei der speziellen Fahrt nach Xanten sei derjenige, der den Part übernehmen sollte, aber ausgefallen – Ersatz konnte laut Mitarbeiterin nicht gefunden werden. „Früher war es einfacher, Personal auszuleihen“ – spätestens mit der Ausgliederung der Mülheimer Verkehrsgesellschaft (MVG) aus den Betrieben der Stadt im Jahr 2002 seien die Reserven geschrumpft. Man bemühe sich jedoch um Nachwuchs aus den eigenen Reihen. Trotz der Schwierigkeiten kämen Ausfälle der Ansagen „in vielleicht zwei von 50 Fällen“ vor. Im letzten Jahr habe es durch die lange Renovierung der Schleuse in Duisburg Meiderich mehr Beschwerden gegeben – dieses Jahr sei der „Fall Xanten“ der erste. „Wir bekommen auch sehr viel lobende Post.“
Probleme mit dem Essen seien bei genannter Fahrt noch dazugekommen. Kleine Änderungen im Speiseplan seien normal, doch sei einer der Caterer auch schon zuvor durch schwankende Qualität aufgefallen.