Bei der Freilichtbühne ist der Begriff „Dornröschenschlaf“ schon oft bemüht worden.

Mit vereinten Kräften, aber mit unterschiedlichen Wiederbelebungsversuchen bemüht sich ein Förderverein, die große Bühne mit 1800 Plätzen zu bespielen, während die Regler-Produktion die Mittwochskonzerte und andere Reihen auf extra gebauten, kleineren Bühnen samt Biergarten organisiert. Beide Veranstalter engagieren sich ehrenamtlich und werden von meist kleinen Unternehmen unterstützt.

Die Gratiskonzerte haben sich im Laufe der Jahre eine riesige Fangemeinde erspielt. „Die Mittwochsreihe ist ein zartes Pflänzchen gewesen, das wir zu einer Marke ausgebaut haben“, sagen Stephan Bevermeier und Hans-Uwe Koch. „Wir“, das sind acht Aktivisten von der Regler-Produktion, die das Programm stemmen. „Wir verstehen uns mittlerweile als akzeptierter Kulturveranstalter.“ Und auch die neue Reihe „Kurkonzerte in Bad Mülheim“ mit Kaffee und Kuchen immer sonntags, fand trotz Regens großen Anklang. Am morgigen Sonntag, 15 Uhr, spielt das Minimaltrio. Wie gehabt: gratis und am Ende kreist der Hut.

„Let the good times roll“, heißt es am heutigen Samstag, ab 17 Uhr, bei der „Oldie Night“ mit André Urban, Mfg und den Midnight Ramblers. Eintritt (ausnahmsweise): 8 €.

Mit Straßentheater und Kleinkunst hatten die Regler letztes Jahr „einen Versuchsballon“ gestartet, „der ganz brauchbar angenommen wurde“, sagt Koch. Die neue kleine Reihe, immer donnerstags, 19 Uhr, startet nächste Woche am 19. August mit Jens Ohle und artistischer Comedy.

Unterm Strich stemmt die Regler-Produktion in diesem Jahr 32 Veranstaltungen auf der Freilichtbühne – ehrenamtlich und quasi aus dem Hut. „Die Leute merken, dass wir etwas mit Herzblut durchziehen“, sagt Bevermeier. „Und hier ist noch keine Band mit schlechtem Gefühl weggegangen.“ Mittlerweile kommen viele Anfragen von Gruppen und „von Künstlern, die auf Welttournee gehen wie Josho Stephan“, sagt Koch: „Da sind wir schon ein bisschen stolz.“

Das Konzept aus Regelmäßigkeit, freiem Eintritt und der persönlichen Ansprache an Zuschauer und Bands zeigt Wirkung. Es ist weniger ein Event, sondern erinnert viel mehr an eine Party unter Freunden, ist Treffpunkt zum Plaudern mit Bier, Cocktails und Würstchen geworden. Eine Freilichtbühne für die Bürger, „wie sie auch gedacht ist“, sagt Bevermeier.

Im letzten Jahr kamen rund 20 000 Besucher zu 25 Veranstaltungen, in diesem Jahr sind es 32 Termine. Wenn die Mittwochsreihe die magische Zahl von 700 Besuchern sprengt, „kommt schon mal die Anregung aus dem Publikum, nach unten auf die große Bühne zu gehen“. Vorstellbar wäre das für die Regler. Theater, Konzerte und mehr, vielleicht in Zusammenarbeit mit Mülheimer Gruppen, die Theater oder andere Kulturprojekte anbieten. „Wir sind offen für jeden.“ Vielleicht auch wieder Karl-May-Festspiele, wie einst, wenn die Nachfrage da ist. Doch dazu brauche es eine eine Menge Logistik, Technik und eine mobile Bühne mit Dach gegen den Regen, gibt Bevermeier zu bedenken: „Es braucht einen festen Bühnenboden, wo eine Dachkonstruktion drübergezogen wird. Und das kostet richtig Geld.“ Die technische Grundausstattung der Bühne – „das ist ein langfristiges Ziel“. Die Gretchenfrage stellt sich für Bevermeier nicht: „Die Freilichtbühne lebt, auch ohne die Bespielung der großen Bühne.“

Wie risikoreich es ist, dort ein Programm zu bestreiten, davon kann Horst van Emmerich vom Freilichtbühnen-Verein jedes Jahr erneut ein (Klage)Lied singen. Rund 20 Veranstaltungen von Musicals über Ballett bis Kindertheater bestreitet der Verein 2010 auf der großen Bühne.