Auch Politiker sind zuweilen sprachlos. Der jüngste Fall: Das Tiefbauamt teilt mit, dass beabsichtigt sei, Teile der Friedrichstraße und Schulstraße wieder aufzureißen und eine Fernwärmeleitung zu verlegen.

Dabei ist der Bereich erst kürzlich aufgerissen und erneuert worden. Kein Einzelfall. Es ist gerade ein paar Wochen her, da regte sich das politische Mülheim darüber auf, dass vor dem Handelshof die Friedrichstraße wieder geöffnet wurde, obwohl der Teer noch nicht richtig hart war.

„Wir haben die Nachricht mit Schrecken aufgenommen“, sagt der Bezirksbürgermeister Arnold Fessen (CDU). „Das ist nicht mehr vermittelbar.“ Die Leute hätten über Jahre die Baustellen in der Innenstadt ertragen müssen und erlebten erneut Aufrisse umgehend nach der Fertigstellung. Die Frage, die sich die Politik stellt: Kann das nicht besser koordiniert werden? Sprich: Leitungen rein, wenn die Straße mal geöffnet ist.

So leicht ist es nicht: Die Medl erfüllt als Dienstleister Kundenwünsche, kann deren Auftreten jedoch nicht steuern. Im aktuellen Fall ist es das Hospiz an der Friedrichstraße, das ans Fernwärmenetz angebunden werden möchte, ­vielleicht auch das Karl-Ziegler-Gymnasium, das in nächster Zeit modernisiert wird. Gerd Bachmann, Chef der Medl, sieht lediglich bei den städtischen Immobilien die Chance, die Abstimmung der Bauvorhaben zu optimieren. Dass die Medl jedoch vorsorglich in geöffnete Straßen schon mal Hauptleitungen für Fernwärme legt, hält er für einen nicht realisierbaren Wunsch der Politik: Wirtschaftlich sei das schlicht nicht tragbar.

Die Politiker haben Angst, die Prügel zu bekommen, gerade in der Innenstadt, wo der Frust über Baugruben ohnehin noch nicht verebbt ist. Als vor einigen Wochen der erneute Aufriss der Friedrichstraße angekündigt wurde, schimpfte der planungspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Claus Schindler: „Wir haben beste Chancen, in das Schwarzbuch des Steuerzahlerbundes aufgenommen zu werden.“ Von Schildbürgerstreich sprach die CDU, in die Nähe von Skandal rückte gar Ratsherr Wilfred Buß den erneuten Aufriss und fragte: Kann den Kunden nicht klar gemacht werden: Jetzt nicht! Doch das geht nicht.

Auch in der Bauverwaltung sorgt dies alles nicht für Begeisterung: „Wir sitzen alle vier Wochen mit den Versorgungsunternehmen zusammen und stellen vor, wo wir was wann im Straßenraum durchführen“, erklärt Andreas Pape, Abteilungsleiter Straßenbau. So habe man natürlich auch die Baumaßnahmen Friedrichstraße und Schulstraße damals vorgestellt. „Erneute Aufrisse von Straßen können wir jedoch nicht verhindern. Jeder Bürger hat das Recht, sich an ein Versorgungsnetz anschließen zu lassen.“ In 90 Prozent der Fälle, so Pape, funktioniere die Koordinierung.

Noch ein anderes Problem drückt die Politiker: „Die erneuten Aufbrüche werden hinterher oft schlecht repariert“. Flickenteppich statt neuer Straße. Eine teure Folge. Im Rahmen der Haushaltssanierung stellt die SPD daher den Antrag, dass die Stadt Fachfirmen beauftragt, die die Reparatur nach der Reparatur überwacht.