Mülheim. .

Goth-Metal war die brachiale Seite des elften Castle Rock Festivals. Die andere war der „düsterromantische“ Castle Rock, mit mehr Melodie, mehr Melancholie, aber ebenso viel Gestus. Gute Laune hatten fast alle.

Ein bisschen Goth geht nicht. Und deswegen haben die Castle Rocker trotz hochsommerlicher Temperaturen stilecht aufgefahren: In Leder und PVC haben sie sich gehüllt, haben ordentlich Schminke aufgetragen, haben die dicken Lederstiefel bis zum Knie hoch geschnürt, die bunte Strumpfhose übergezogen und stehen nun im Sonnenschein im Schloß Broich. Ganz in Schwarz, mit ein paar roten Punkten dazwischen, kam das Festival auch in seiner inzwischen elften Ausgabe daher.

Goth bedeutet große Geste – das wissen auch „The Vision Bleak“. Mit weiß geschminkten Gesichtern stehen die Mannen um Ulf Theodor Schwadorf und Allen B. Konstanz auf der Bühne im Schloßhof und bearbeiten ihre Instrumente, während ihre langen Haare um den Kopf kreisen. Dröhnende Gitarren und Schlagzeugsalven treiben die Zuhörer an, lassen die ersten Reihen ebenfalls im Takt headbangen, während Zeige- und Ringfinger gen Himmel zeigen. Goth-Metal nennt sich das, was die Band macht. Es ist die brachiale Seite des Festivals. Die andere ist der „düsterromantische“ Castle Rock, mit mehr Melodie, mehr Melancholie, aber ebenso viel Gestus. Den haben auch „Seelenzorn“, eine Darmstädter Combo, die viel nackte Haut, Netzhemden und „Neue Deutsche Härte“ auf die Bühne bringt. Diese Mischung ist es, die Katrin überzeugt. Aus Hilden ist sie nach Mülheim gekommen, „weil hier echt gute Bands auftreten“. Hauptakt an diesem Abend ist „Letzte Instanz“, inzwischen alte Bekannte in Mülheim.

Diary of dream beim Castle Rock Festival.
Diary of dream beim Castle Rock Festival. © Stephan Glagla / WAZ FotoPool

, das Mini-Röckchen für 45 Euro und den Trinkhornhalter, zum Anschnallen an den Gürtel, je nach Horngröße für sieben bis neun Euro – hat sich die „Goth-Family“ aufgebaut und verkauft nun T-Shirts mit vermeintlich lustigen Sprüchen, die wohl in verschiedensten Varianten auf jedem Festival unvermeidlich sind. „Ich bin ein Finsterling“, verkünden nun humorvolle Goths.

Ann-Catrin Schimanski, passenderweise aus Duisburg, hat sich auch einen Schattenplatz gesucht. Bei näherem Hinsehen zeigt sich, dass ihre vornehme Blässe von Cremeresten herrührt. „Sonnenschutz“, erklärt sie. „Sonst wäre ich echt schon verbrannt.“ Doch Ann-Catrin schwört aufs Castle Rock: „Ich war schon oft hier und auch, wenn ich nicht immer alle Bands kenne, hatte ich jedes Mal richtig viel Spaß.“ Auch Marcus Hegel hat sich für das gute Wetter vorbereitet und einen luftigen Rock angezogen. Zudem hat er vor, viel Wasser zu trinken; „weil ich auch viel tanzen will“. Goth heißt eben auch gute Laune.