Alles muss raus – und ganz viel ist schon weg. Dort, wo bis vergangenen Samstag im Erdgeschoss des Kaufhofs die Kassen standen, sind nur dunkle Abdrücke auf dem Linoleum geblieben.

Die Auslagen sind leer, die Ständer zusammengeschoben, die Lautsprecher stumm. Die Gutscheindrucker haben den Anschluss verloren: „Es kann keine Verbindung zum Internet hergestellt werden“, leuchtet auf den Monitoren auf. Das Warenhaus packt ein.

Nur das Rattern der Rolltreppen ist zu hören. Auch die Mitarbeiter, die am anderen Ende des riesigen Verkaufsraums arbeiten, sind ruhig. Die Parfümerie wird dort als letzte Abteilung ausgeräumt; denn die brennbaren Duftwässerchen müssen als Gefahrguttransport abgeholt werden. Alle anderen Artikel sind, vier Tage nach dem letzten Verkaufstag, bereits weg.

Mit so einem Anblick kann ein Geschäftsführer nur kurz vorm Umzug zufrieden sein: 11 000 m² Verkaufsfläche und „nicht ein Teil Ware mehr da“. Doch Steffen Siewert scheint zufrieden und entspannt. „Wir liegen gut im Zeitplan.“ Bis Ende Juni läuft der Mietvertrag, am 30. Juni ist Übergabe und der scheint schon jetzt nichts im Wege zu stehen. „Wir haben aber auch gut abverkauft“, sagt Siewert. Kein Sportartikel, kein Schuh, kein Schlüpfer seien Samstagabend noch zu haben gewesen. „Wir haben regelmäßig auf die Bestände geschaut und zum Schluss Restanten für einen Euro abverkauft“, erklärt der Geschäftsführer.

Doch damit ist es natürlich nicht getan: Denn der Mülheimer Kaufhof belieferte einst andere Filialen mit Waren. Auf 7000 bis 8000 m² lagerten diese. Dazu kommen Büro- und Technikräume, verbunden durch verwinkelte Gänge, die vor allem eines bieten: reichlich Stauraum. Und da, hat Steffen Siewert erfahren, ergibt sich bei einem Kaufhaus das gleiche Phänomen, wie in einem Wohnhaus: „Wenn man mehr Platz hat, hebt man auch mehr auf.“ Alte Fotos- und Filmaufnahmen etwa und alte Zeitungsausschnitte. Diese Erinnerungsstücke konnten die Mitarbeiter mit nach Hause nehmen. Auch die Akten werden nun alle durchgesehen, veraltetes entsorgt. 20 Mitarbeiter sind noch in Mülheim im Einsatz.

Erinnerungsstücken aus besseren Zeiten begegnet man im Büro- und Lagertrakt häufig. In den altbackenen Schildern etwa: Goldene Schriftzeichen weisen den Weg „Zu den Büros“. Oder in dem Lautsprecher mit Liebhaberwert, der zwischen schmucklosen Neonröhren von der Decke baumelt und wohl in den 50ern mal Hightech war. Die 60er lassen nebenan grüßen: Orangefarbene Gardinen samt passenden halbrunden Lampenschirmen aus Plastik lassen erahnen, wie einst die Mitarbeiterkantine aussah.

Auch die grün-grauen Fliesen und der knallrote Boden blieben in dem Raum, der heute als Lager verwendet wird. Leere Metallregale stehen dort nun dicht an dicht. Einen Lagerraum weiter haben fleißige Mitarbeiter Bügel sortiert: Wäschebügel, Anzugbügel, schnöde Kleiderbügel füllen hüfthohe Kartons. „Die gehen zurück in den Bügelkreislauf“, erklärt Siewert.

Ein großer logistischer Aufwand stecke hinter der Aufräummaßnahme, sagt Siewert. Alles vom Büromöbel bis zum Tacker, von der Schaufensterpuppe bis zum Telefon muss eingepackt werden. „Die EDV-Anlage kommt zuletzt.“ Dann ist der Kaufhof ausgezogen.