Marion Appenzeller schiebt gerne ein paar Überstunden. Das muss sie auch: Denn in letzter Zeit läuft das Geschäft richtig gut. „Da lasse ich den Laden auch mal länger auf“, sagt die Gastronomin.
Gemeinsam mit Ehemann Hermann betreibt sie „Rick’s Café“ im Medienhaus am Synagogenplatz. Seit der Eröffnung vor fast einem Jahr hat sich hier einiges getan – der Platz putzt sich langsam heraus.
Barfuß im Brunnen planschen ist heute angesagt. Die Sonne scheint, es sprudelt aus den Düsen auf dem Hajek-Brunnen und die Kinder finden’s richtig erfrischend. Gleich gegenüber haben die Café-Betreiber Tische, Stühle und Sonnenschirme ausgeklappt und unten vor dem Medienhaus eine zweite Terrasse eröffnet. Nebenan läuft der Wochenmarkt, so voll hat man den Viktoriaplatz schon lange nicht mehr gesehen – die Wiederbelebung ist auf dem besten Weg.
„Die Wintermonate liefen eher mäßig, da gab es viele Baustellen vor der Tür und wenig Laufkundschaft.“ Doch seit die Arbeiter weg sind und die Sonne scheint, stimmen auch die Einnahmen wieder. Sechs Mitarbeiter kümmern sich im Café um die Kunden. Und die kommen oft spät abends aus dem Rio-Kino runter ins Lokal. „Dann lasse ich auch mal länger auf, manchmal sogar bis Mitternacht“, sagt Marion Appenzeller. Und meint: „Die Konkurrenz in der Innenstadt zieht dann mit, viele lassen ihre Läden auch länger geöffnet.“ Ohnehin erkenne die Gastronomin einen positiven Trend: „Das Medienhaus und der Wochenmarkt ziehen Menschen an, es ist viel lebendiger geworden.“
Doch was ist mit den grauen Fassaden und der dunklen Schlosspassage auf der anderen Seite, direkt gegenüber? Hier ist von Belebung und Verschönerung nicht viel zu sehen. Das soll sich ändern: Gemeinsam mit dem Kunstmuseum Alte Post planen die Appenzellers ein Platz-Projekt: „Wir möchten die Fassaden zum Thema machen und Mülheimer Künstler nach der Sommerpause aufrufen, die Fassade künstlerisch zu gestalten“, erklärt Museumsleiterin Dr. Beate Reese. Natürlich nur theoretisch, auf Fotos und in Bildern. Die fertigen Fassaden-Werke sollen dann in Rick’s Café ausgestellt werden. „Auf diese Weise zeigen wir: So könnte der Platz aussehen, das könnte er leisten“, findet Reese.
Immerhin sei das Netzwerken in der Innenstadt immens wichtig, um Menschen auf den Platz zu ziehen und vor allem: „Sie dort verweilen zu lassen.“ Daher führe das Museum auch Gespräche mit Händlern, Gastronomen und der MST (Mülheimer Stadtmarketing und Tourismus), um gemeinsame Projekte voran zu treiben. „Wenn sich Besucher bei uns eine Ausstellung angeschaut haben, sollen sie danach nicht sofort wieder gehen.“ Daher arbeite das Museum mit Gutscheinen der Innenstadt-Cafés – nur ein Versuch, Besucher an den Platz zu binden.
„Schön wäre es auch, wenn Bäume und Blumen gepflanzt werden würden“, findet Marion Appenzeller. Doch das gestalte sich schwierig, weiß MST-City-Manager Dennis Fischer: „Der Platz besteht zu 90 Prozent aus Kunstwerk.“ Die Nutzung stelle zwar kein Problem dar, dafür aber die bauliche Veränderung. „Jeder Umbau muss mit den Hajek-Erben abgestimmt werden.“ Auch das Aufhübschen der Fassaden gegenüber des Medienhauses liege nicht in städtischer Hand. „Hier sind die Eigentümer gefragt“, erklärt Fischer. „Und die möchten alles beim Alten belassen.“