Wieder einmal gibt es Aufregung um die Hochschule, wieder einmal geht es um Platz und Standort, wieder einmal zeigt sich die Politik in Mülheim völlig überrascht von den Äußerungen des Rektors, Prof. Eberhard Menzel.
Der hatte im Sonntagsgespräch vor etwa 30 Zuhörern in der Stadthalle quasi im Nebensatz erklärt, dass der Neubau der Hochschule auf dem Gelände der Duisburger Straße erst im Jahr 2014 zur Verfügung stehe. Ein Jahr Verzögerung, dabei steht mit dem doppelten Abiturjahrgang eine Studentenschwemme vor der Tür. Um die aufzunehmen, brauche er mehr Platz als Zwischenlösung. Mal eben 25 000 Quadratmeter.
„Ich sehe darin ein großes Problem, aber kein unlösbares“, erklärte gestern der Vorsitzende des Planungsausschusses, Dieter Wiechering, und er gesteht: „Ich wäre fast vom Hocker gefallen, als ich die jüngsten Probleme hörte. Sein Kollege, der Fraktionsvorsitzende der CDU, Wolfgang Michels, ist nicht weniger schockiert: „Dass man dies als Politiker so nebenbei erfährt!“
Deutliche Kommunikationsprobleme zwischen Stadtspitze, Rat und Hochschule macht Michels aus. Es ist nicht das erste Mal, dass diese beklagt werden. Schon bei der endlos langen Grundstückssuche hechelte die Politik oft hinterher. Während an den anderen neuen Hochschulstandorten längst alles klar war, fetzte man sich in Mülheim. Nahm zwischenzeitlich bis zu zehn Grundstücke im Stadtgebiet als Neubau-Standort ins Visier, fast täglich wechselte die Favoritenrolle. Die Wirtschaftsförderer warnten zwischendurch „Wir geraten ins Hintertreffen.“ Und: Das lange Gezerre um Grundstücke, um technische Probleme, um Magnetfelder und ruckelnde Straßenbahnen vor den Toren einer Hochschule schade dem Image.
Die Warnung ,Wir geraten ins Hintertreffen’ war auch gestern wieder zu hören. Mehr noch: „Ich habe die große Sorge, dass wir ganz hinten runterfallen könnten“, sagt Michels und spielt auf zwei Dinge an: Als Zwischenlösung könnte die Hochschule in eine Nachbarstadt abwandern, weil es dort den benötigten Platz gebe, das Land könnte angesichts der dramatischen Finanzkrise daran als Dauerlösung Gefallen finden. „Das wäre nicht nur schade, das wäre eine Katastrophe.“
Wiechering als Vorsitzender des Planungsausschusses kann sich eine Reihe von Gebäuden vorstellen, wo Studenten unterkommen könnten, wenn die jetzigen Zwischenlösungen Techno-Park und Haus der Wirtschaft nicht mehr ausreichen. Er denkt von der VHS bis zum Ruhrbania-Gebäude, bis zu Containern.
Die Wirtschaftsförderung sucht mit Hochdruck, wieder einmal. Dabei gibt der Chef Jürgen Schnitzmeier zu bedenken, dass es alles andere als leicht sei. Auch dort ist man höchst überrascht von den neuen Raumforderungen.
Die Hochschule warnt vor einer Dramatisierung. Stadt, Wirtschaftsförderung, der Bau und Liegenschaftsbetrieb des Landes und Vertreter der Hochschule träfen sich sich 14-tägig zu Baubesprechungen. Die Hochschule, so der Rektor, „ist stark daran interessiert, dass alle Interimsstandorte so nah wie möglich beieinander liegen“.