Ihr 40-jähriges Bestehen feiert die Gustav-Heinemann-Schule. Familie Weber begleitet sie seit drei Generationen, „von der ersten Idee bis in die Zukunft“, wie Schulleiterin Christa van Berend bei der Jubiläumsfeier sagte.

Günter, Roland und Darius Weber sind Vater, Sohn und Enkel, 75, 48 und 16 Jahre alt. Alle Drei traten im Laufe des Festaktes ans Mikro, um die Geschichte der ersten Mülheimer Gesamtschule mit Persönlichem anzureichern. Nach den Sommerferien 1970 fand hier der erste Unterrichtstag statt, der Beitrag des Seniors reicht noch weiter zurück, bis ins Jahr 1964.

Günter Weber wohnte damals mit Ehefrau und Söhnchen im Jugendzentrum Nordstraße. Genau: im Haus, da er dieses ehrenamtlich leitete. „Wo heute die Gesamtschule ist, lag Ackerland.“ Zugleich war der SPD-Mann seinerzeit jüngster Stadtverordneter in Mülheim und wurde sozusagen automatisch in den Jugendwohlfahrts- und den Schulausschuss entsandt.

Er war dafür, in der Stadt mit damals stetig wachsender Einwohnerzahl, ein Schulzentrum einzurichten. Zunächst war geplant, eine Realschule und ein Gymnasium im Ganztagsbetrieb unter einem Dach zu führen. „Es war bildungspolitisch eine wilde Zeit“, sagt Günter Weber, der viel später zehn Jahre lang im NRW-Landtag saß. „Die 68er waren nicht weit entfernt.“

Er erinnert sich an heftiges „Hick-Hack im Schulausschuss“, auch um den Standort: „Die Vertreter Saarns wollten die Schule bei sich haben.“ Die schließlich eine Gesamtschule wurde, in Dümpten, was Weber sehr entgegenkam. Die Bauarbeiten: ganz schwierig. Da eine Kleingartenanlage mit Bestandsschutz die Pläne blockierte, entstanden die Sportanlagen an der Oberheidstraße.

Als die Gesamtschule Nord, wie sie anfangs hieß, startete, ging sein Sohn Roland noch zur benachbarten Grundschule. Da der Neubau im Sommer 1970 lange nicht fertig war, mussten die Kleinen an der Nordstraße ihr Gebäude für die Größeren räumen und selber in die halbfertige, von Matsch umgebene Gesamtschule ziehen. „Baulärm hat mich durch das dritte und vierte Schuljahr begleitet“, sagt Roland Weber.

Mit dem fünften Schuljahr, 1973, wurde er selber Gesamtschüler, drei Jahre später auch seine jüngere Schwester. „Die Idee war damals revolutionär. Wir waren quasi die Versuchskaninchen.“ In bester Erinnerung hat er das Mensaessen, „besonders schwer zu ertragen“ fand er die Nachmittage im damals hochmodernen Sprachlabor. „Ihr lernt ja nur Diskutieren“, bekam er gelegentlich zu hören. Und sieht das anders: Soziale Kompetenz sei geschult wurden.

Die Gesamtschule Nord lief immer noch als Versuchsschule. Zu Regelschule wurde sie erst 1981 und änderte zugleich ihren Namen. Roland Weber hatte da just Abitur gemacht. Heute gehört er der Schulpflegschaft an. Sein Sohn Darius setzt die Familientradition fort, aktuell in Jahrgangsstufe elf. Was ihn besonders beflügelt: die internationalen Beziehungen der GHS, die seit 2007 den offiziellen Titel „Europaschule“ trägt. Darius berichtet von seinen Aufenthalten bei Gastfamilien in Hastings (England) und Dieppe (Frankreich). „Dort habe ich erstmals richtig erfahren, was ich in der Schule gelernt habe. Und welche Vokabeln ich besser hätte lernen sollen.“

Auch wenn Darius die Oberstufe verlassen hat, geht die Geschichte der Webers an der Gustav-Heinemann-Schule weiter: Seine kleine Schwester Lea-Marie (10) fängt nach den Sommerferien an.