Wo können Erwachsene mit Kindern essen gehen? So, dass alle nicht nur satt werden, sondern sich auch wohlfühlen? Ein neues Internetangebot soll den Überblick erleichtern. Mitwirkung ist dabei sehr erwünscht.
Auf der Web-Plattform www.familie-in-muelheim.de erscheinen künftig Checklisten zu Cafés und Restaurants in der Stadt. Zugleich werden Leute gesucht, die diese Datenbank füttern. Familien sind aufgerufen, ihr Lieblingslokal zu beschreiben. Gastronomen können ihr eigenes Angebot vorstellen. So oder so: In jedem Fall soll jemand checken, ob die Angaben tatsächlich zutreffen.
Dies erledigt Dr. Claudia Roos, Referentin der Oberbürgermeisterin, bei der die Fäden des Vorhabens zusammenlaufen. Die ersten beiden Checklisten hat sie selbst geschrieben und ins Netz gestellt: „Ricks Café“ und „Nudelland“. Gibt es dort Mini-Menüs, Parkplätze für Kinderwagen, Hochstühle, Malsachen, Wickelmöglichkeit, eine Spielecke etc. pp.? Mit denselben Kriterien sollen ab sofort möglichst viele Mülheimer Lokale beschrieben werden. Als „Quelle“ ist bei beiden Beispielen schlicht „Familie“ vermerkt, was zutrifft, da Claudia Roos einen dreijährigen Sohn hat. Ihr Blick für Leih-Buntstifte, WC-Sitze in Kindergröße oder verständnisvolles Servicepersonal ist also geschärft.
Am 15. Mai, dem „Internationalen Tag der Familie“, wurde die Aktion offiziell gestartet. Ihren Ursprung hat sie im Vorjahr. 2009 standen beim Familientag die städtischen Museen im Vordergrund. Und Heinz-Hermann Ernst, Geschäftsführer des Mülheimer Bündnisses für Familie, schrieb im Vorfeld örtliche Gastronomen an: ob sie Erwachsenen mit Kindern etwa beim Preis entgegenkommen könnten. Die Resonanz war denkbar schwach.
„Also bin ich Klinken putzen gegangen“, erklärt Ernst. Und die Oberbürgermeisterin als Schirmherrin des Bündnisses habe den Auftrag erhalten, gemeinsam mit der Dehoga etwas zu unternehmen. Dehoga: der Interessenverband des Gastgewerbes, zu dessen Mülheimer Kreisverband derzeit 135 Gastronomie- und Hotelbetriebe gehören.
Ihnen allen soll die Checkliste zur Familienfreundlichkeit per Mail zugehen, sagt der Vorsitzende Jörg Thon. Er hofft auf lebhafte Mitwirkung: „Natürlich macht jeder Betrieb etwas für Kinder“, so ist seine Sicht. Das sollte man öffentlich machen. Wenn neue Angebote dazukommen, wie Wickeltische in den Toilettenräumen, umso besser. „Der Konkurrenzgedanke wird für Veränderungen sorgen“, meint Thon. Und so werde auch der von ihm betriebene „Ratskeller“, dessen Wiedereröffnung für Oktober geplant ist, künftig eine Gelegenheit zum Windelwechseln bieten. Aus eigener Erfahrung weiß Thon auch: „Es ist wichtig, das Personal zu schulen. Dass beispielsweise Kinder einen Platz bekommen, von dem aus sie viel sehen, und als erste ihr Essen auf dem Tisch haben.“
Stichwort Essen: Hier fragen Claudia Roos wie auch Heinz-Hermann Ernst, warum auf „Kindertellern“ eigentlich immer Fischstäbchen liegen müssen oder Spaghetti mit Sauce? „Warum gibt es nicht das gleiche Essen wie für die Eltern? Kleinere Portionen zum halben Preis?“ Jörg Thon hat hierauf eine ganz eigene Antwort: „In vielen Familien wird schon auf gesunde Ernährung geachtet. Da sind die Kinder froh, wenn sie mal Würstchen mit Pommes essen dürfen.“