Zum ersten Mal bietet die Stadt in diesem Sommer ihre traditionellen Ferienfahrten nicht mehr an. Der Grund liegt einerseits bei den Kosten, andererseits beim Umgang mit den Kindern und Jugendlichen.

Mit kirchlichen und freien Trägern können sie weiter verreisen – zu einem deutlich höheren Preis. Das Angebot der städtischen Ferienspiele bleibt unverändert.

Seit den 50er Jahren gab es in Mülheim Ferienfahrten für Kinder und Jugendliche, schätzt Tobias Grimm vom städtischen Fachbereich Jugendarbeit. Zuletzt fuhren sie mit ihren Betreuern etwa nach Spanien oder Amrum. „Die Fahrten sind nicht komplett gestrichen“, erklärt Grimm. Doch verreisen Jugendliche zwischen zwölf und 17 Jahren nun eher „vor die Haustür“.

Bei den neuen Ferienfreizeiten können sie zwischen vier verschiedenen Wochen wählen: Klettern im Naturseilgarten der Stadt, Sommerjugendcamp vor dem Café Fox in ­Broich, Erlebnisurlaub im Teutoburger Wald oder eine Kanutour auf der Ruhr. Die Kosten richten sich nach dem Einkommen der Familie und liegen ähnlich wie zuvor bei den Fahrten – in diesem Jahr zwischen 50 und 545 Euro. Solch geringe Beträge könnten andere Träger kaum anbieten.

Stimmt, sagt Ulla Bottenbruch, Jugendleiterin bei der Vereinten Evangelischen Kirchengemeinde. Weder gebe es dort die Mittel, Reisen zu den gewohnten Preisen der Stadt anzubieten, noch könne die Gemeinde den Ausfall in diesem Jahr auffangen. Die Kosten für die zweiwöchige Nordseefahrt liegen bei 420 Euro, für einkommensschwache Familien bei 262 Euro.

Tobias Grimm erklärt die Umstrukturierung bei der Stadt: „Einerseits sind die längeren Fahrten, die wir früher gemacht haben, ein Kostenproblem. „Andererseits ist die Arbeit für unsere Betreuer schwerer geworden.“ Der Umgang mit den Kindern und Jugendlichen sei nicht mehr so einfach wie früher – trotz verstärkter Schulungen habe die Stadt sich daher entschieden, ab sofort nahe der Heimat zu bleiben. „Vor Jahren gab es bei uns viele Fahrten“, sagt Ulla Bottenbruch. „Dann haben wir auf ein Programm vor Ort umgestellt und wollten in diesem Jahr wieder einmal wechseln.“

Auch in diesem Jahr gibt es ein Angebot in Mülheim, allerdings nur für Jugendliche. Für die Nordseefahrt können sich noch Kinder zwischen acht und zwölf Jahren anmelden. Ob es Probleme während der Fahrt geben könnte? „Erst mal abwarten.“ Einen Zusammenhang zur Umstrukturierung bei der Stadt sieht Ulla Bottenbruch nicht. Wohl aber einen finanziellen. „Wir bezuschussen das Programm der städtischen Einrichtungen und genauso auch das der anderen Träger – ob bei Fahrten oder in Mülheim“, erklärt Grimm.

Ulla Bottenbruch ist sich da noch nicht ganz so sicher. „Der Zuschuss ist zunächst unter Vorbehalt zugesagt. Ob wir ihn wirklich bekommen, entscheidet sich erst nach der Fahrt.“ Bisher habe die Unterstützung der Stadt immer bei drei Euro pro Tag und Teilnehmer gelegen. „Wir zahlen auf jeden Fall noch selbst drauf“, ergänzt ein Kollege. „Die Fahrten sind damit oft eher ein Minusgeschäft.“

Nichts verändert hat sich beim städtischen Angebot der Ferienspiele. Zwei städtische und viele weitere Einrichtungen bieten für Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren die „verlässlichen Ferien“ an – Betreuung zwischen 8 und 13 Uhr. Dazu kommen laut Tobias Grimm an die 20 Einzelprojekte, auch für Ältere.

Viele Einrichtungen organisieren auch ein eigenes Programm – etwa das Jugendzentrum Leybankstraße. „Für uns passt ein Angebot am Nachmittag besser“, erklärt Leiterin Elisabeth Freymann.

„Bei den Ferienspielen müssen die Kinder jeden Tag zu einer festen Zeit kommen und gehen.“ Für Eltern, die jeden Vormittag arbeiten, sicherlich sinnvoll, mit dem eigenen Programm könne die Leybankstraße aber auch eine Lücke füllen.