„Plan your life?!“ So heißt ein Projekt, das sozial benachteiligte Jugendliche in Mülheim und Essen einen entscheidenden Schritt weiterbringen könnte. Nach den Sommerferien soll es losgehen, doch noch ist das Vorhaben gefährdet: durch eine Finanzierungslücke von rund 10 000 Euro.
In der Theorie klingt es gut: Junge Leute zwischen 14 und 25 Jahren, die einen Migrationshintergrund haben und zudem erhöhten Förderbedarf, gehen ihren persönlichen Wünschen und tatsächlichen Chancen auf den Grund. Sie entwickeln Perspektiven, für den Beruf wie auch allgemein für ihr Leben. Hierbei hilft eine Kombination von künstlerischer und handwerklicher Arbeit im Team.
Entwickelt wurde das Projekt von der multilateral academy (mla) in Dortmund, die 2002 gegründet wurde, als Träger der freien Jugendhilfe anerkannt ist und personell breit aufgestellt. So wirkt als kreativer Leiter Gandhi Chahine mit, Regisseur, Theaterpädagoge und Musiker, den manche vielleicht auch als Frontmann der Band „Sons of Gastarbeita“ kennen. Zuletzt stellten sie mit mehr als 160 Jugendlichen das Projekt „Dortmund sucht dein Talent“ (DsdT) auf die Beine: eine Multimediashow mit Theater und Tanz, in der sich Dialog zwischen Kulturen und Religionen spielerisch ergab.
Zu „Plan your life?!“ sagt Benedikt Stumpf, der mla-Geschäftsführer: „Wir wollen Jugendliche erreichen, die sich in einer Endlosschleife von Maßnahmen befinden und sie auf die richtige Spur bringen.“ Eine Reihe solcher Jugendlichen gibt es auch in Mülheim, etwa in verschiedenen Angeboten der Berufsbildungswerkstatt (bbwe), die vor Ort als Projektpartner auftritt.
40 Teilnehmer pro Stadt können bei „Plan your life?!“ mitwirken, indem sie beispielsweise Songs schreiben, Bühnenszenen entwickeln, Filme drehen und das Ganze auch handwerklich umsetzen. „In mehreren Workshops soll eine Art Theaterstück entstehen“, erklärt Thomas Aring, Geschäftsführer der bbwe. Im Rahmen laufender Lehrgänge werde auch das Bühnenbild gestaltet. „Nach den Sommerferien soll es losgehen.“ In Gruppenarbeit, von der die jungen Leute beruflich wie persönlich profitieren. Rund 119 300 Euro wird das zehnmonatige Projekt voraussichtlich kosten, für Mülheim und Essen zusammen, das ist wichtig. Eine kräftige Anschubfinanzierung hat jetzt die Aktion Mensch zugesagt: rund 77 900 Euro, die Fifty-Fifty aufgeteilt werden sollen. Auch die in Stuttgart ansässige Heidehof Stiftung sei bereit, das Vorhaben zu fördern, teilt Benedikt Stumpf für die multilateral academy mit: „Doch sie sagt, irgendein Bemühen muss auch von den beteiligten Kommunen kommen.“
Gemeint ist: Geld. Pro Stadt sind noch gut 10 000 Euro offen. Und hier hakt es. Mülheim hatte für das vergangene Jahr Unterstützung zugesagt, wie Kulturdezernent Peter Vermeulen bestätigt. Doch die Projektplanung verzögerte sich anderweitig, die Mittel wurden 2009 nicht abgerufen, und nun ist es wohl zu spät: „Sie stehen nicht mehr zur Verfügung“, so Vermeulen, betont aber, er sei bemüht, „das nötige Geld zu beschaffen – ein schwieriges Unterfangen in der jetzigen Zeit“.
Und wenn es sich am Ende als unmöglich erweist, die Lücke mit Hilfe von Förderern zu stopfen? „Sofern die Finanzierung noch nicht klar ist, steht jedes Projekt auf der Kippe“, sagt Vermeulen. In Essen haben sie das selbe Problem. Leider ist es eines von vielen.