51 Hospitäler von Bochum bis Witten werden im Klinik-Führer Rhein-Ruhr von Patienten und niedergelassenen Ärzten bewertet. Dass Patienten­empfinden und Mediziner-Meinung nicht immer zusammenpassen, zeigen die Ergebnisse der Mülheimer Häuser.

Im Klinik-Führer kann man nachlesen, wie groß die Zufriedenheit mit einzelnen Abteilungen eines Krankenhauses unter Laien und Fachleuten ist. Abgefragt wurde die mit Fragebögen, die die Kliniken nach Vorgaben des Picker Instituts, eines auf Befragungen im Gesundheits- und Sozialwesen spezialisierten Unternehmens, verschickten. Befragt wurden Patienten, die stationär behandelt wurden und niedergelassene Ärzte der relevanten Fachgebiete. Sie sollten alle Fachabteilungen, mit denen sie Erfahrungen gemacht haben, bewerten.

Während 57 % der an Patienten versandten Bögen zurückkamen (genau 27 785 bei 51 Kliniken), machten nur 12 % der angeschriebenen Ärzte mit (796). Eben das ist der Kritikpunkt der Mülheimer Krankenhäuser an den veröffentlichten Werten.

Für das Evangelische Krankenhaus sind die eingeflossenen Daten bestenfalls „Stichproben“, so Sprecherin Melanie Wagner. „Die Voraussetzung war, pro Fachabteilung 200 Patienten anzuschreiben.“ Bei krankenhausinternen Umfragen werte man monatlich 250 bis 300 Fragebögen zur Patientenzufriedenheit aus. „Aber für uns ist Transparenz wichtig, deshalb haben wir entschieden, teilzunehmen.“ Zudem habe man sich konstruktives Feedback von den niedergelassenen Ärzten gewünscht. Genau ausgewertet hat Wagner die Zahlen noch nicht, aber: „Auf den ersten Blick sind wir zufrieden.“

Das war auch die Mehrheit der Patienten mit den sieben teilnehmenden Fachabteilungen: Augenklinik, Gastroenterologie, Gefäßchirurgie, Geriatrie, Kardiologie, Onkologie und Chirurgie. Die besten Noten gaben die Patienten der Augenklinik: Die Zufriedenheit mit den Ärzten liegt bei 76 %, mit der Pflege bei 83 % und dem Behandlungserfolg bei 77 %. Bei den Medizinern herrschte die größte Zufriedenheit mit Fachkompetenz (80 %), Ausstattung (76 %) und Kommunikation (80 %) bei der Onkologischen Klinik. 80 % würden sie empfehlen. Auseinander gehen die Meinungen zur Gefäßchirurgischen Klinik: Während durchweg über 75 % der Patienten zufrieden sind, verteilen die Ärzte Tiefstnoten (Fachkompentenz: 66 %, Ausstattung: 69 %, Kommunikation: 55%). Bei den Patienten ist die Geriatrie Schlusslicht (Ärzte: 69 %, Pflege: 67 %, Behandlungserfolg: 71 %). Aus „methodischen Gründen“ findet sich dazu keine Ärztebewertung – heißt: Der Rücklauf bei den Fragebögen war zu gering.

Beim St. Marien-Hospital machten zwei orthopädische Fachbereiche mit; und dabei unterschieden sich Patienten- und Mediziner-Meinung gravierend. Die Klinik für Unfall-, Wiederherstellungs- und Orthopädische Chirurgie sowie die Belegklinik für Orthopädie bekamen von den Patienten Höchstnoten. Über 80 % lag die Zufriedenheit in allen Bereichen. Dem stehen Tiefstwerte bei der Zufriedenheit niedergelassener Ärzte gegenüber: Fast jeder zweite ist mit Fachkompetenz, Ausstattung und Kommunikation unzufrieden: Knapp über 50 % liegen die Zahlen. Nur 39 % bzw. 43% würden die Kliniken empfehlen. Verwaltungsleiter Andreas Weymann ist dennoch zufrieden: „Die Patientenzufriedenheit ist hoch – und das zählt für uns.“ Er hält die Bewertung der Ärzte derweil für kaum repräsentativ: Von einer Rücklaufquote von knapp 6 % spricht er beim St. Marien-Hospital und hält das „für methodisch nicht haltbar. Ich hätte mir einen Hinweis darauf gewünscht.“