„Noch rechnet sich das Angebot. Aber ewig können wir nicht draufzahlen“ – Christian Bittner, stellvertretender Kreisgeschäftsführer beim Roten Kreuz Mülheim, hat das Konzept für „Essen auf Rädern“ überdacht und überarbeitet.

Ab Juli fahren neue Wagen auf neuen Wegen mit neuer Besatzung. Ein letzter Versuch, den Lieferdienst neu zu beleben – und zu retten.

Sollte das neue Konzept nicht wirken, schließt Bittner „in letzter Konsequenz“ die Einstellung des Dienstes nicht mehr aus. Das Problem liegt nicht nur beim Essen, sondern auch bei der Besetzung mit Zivis. Wegen der drohenden Dienstzeitverkürzung denkt das Rote Kreuz darüber nach, sie nicht mehr einzustellen.

Immer wieder hatten sich Kunden über kaltes Essen beschwert – im Sommer wird sich sowohl die Ausstattung als auch die Route der Wagen ändern. Ein weiterer Schritt: „Nach langer Zusammenarbeit mit dem evangelischen Krankenhaus werden wir ab Juli das Essen nicht mehr dort abholen. Es ist für unsere Zwecke einfach nicht geeignet.“

Dabei geht es in erster Linie um die Temperatur der Menüs. „Die Styroporbehälter des Krankenhauses halten etwa zwei Stunden warm“, erklärt der Co-Geschäftsführer. „Unsere Touren dauern aber zum Teil drei Stunden.“ Ab Juli gilt die Liefervereinbarung mit einem Unternehmen aus Krefeld. „Von dort bekommen wir das Essen frisch geliefert.“ Mit spezieller Ausstattung der Autos blieben die Mahlzeiten bis Mülheim warm.

Dort werden sie sofort in die drei neuen Wagen des DRK verladen – mit Heizöfen und Kühlaggregaten. Kostenpunkt: 55 000 Euro. „Die wir hoffentlich durch Leasing und Spenden aufbringen können.“ Der zweite Punkt, den das Rote Kreuz gründlich überarbeitet, betrifft die Fahrtwege. „Momentan fahren wir drei Routen durch die gesamte Stadt“, so Bittner. „Nun wollen wir auf drei Haupt- und mehrere kleine Nebenrouten umstellen.“ Wo momentan vor allem Zivis fahren, sollen zunehmend FSJ-ler und 400- Euro-Kräfte einspringen. Wer ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) absolviert, bleibt auch weiterhin ein Jahr – die Zivildienstzeit soll nach Plänen der Bundesregierung schon im Sommer von neun auf sechs Monate verkürzt werden.

„Das lohnt sich für uns einfach nicht mehr“, sagt Bittner. Zwar ist die Verkürzung noch nicht beschlossen, das DRK geht aber von der Umsetzung aus. Vor allem FSJ-ler sollen in Zukunft die Hauptrouten übernehmen. Die Kosten liegen für das Rote Kreuz jedoch deutlich höher, als wenn weiterhin Zivis fahren würden. Die Alternative sind 400 Euro-Kräfte. „Wobei man sicher nicht jeden einsetzen kann.“ Eine Umstrukturierung der Finanzen wird unumgänglich. Am Evangelischen Krankenhaus bedauert man die Entscheidung des DRK. „Wir kochen seit dem 1. Januar 2009 nicht mehr selbst, weil wir das Essen, das aufgetaut wird, besser einteilen können“, sagt Sprecherin Melanie Wagner. Catering gebe es seit Mitte 2008 nicht mehr, da die Servicegesellschaft sich auf ihre Krankenhäuser und Alteneinrichtungen konzen­trieren wolle.

Essen auf Rädern hat 160 Kunden. „Vor sechs Jahren waren es mal 250“, sagt Christian Bittner. Und hofft auf künftig wieder bessere Zahlen.