Am 5. Oktober soll sie beginnen, die lang geplante Großsanierung des Friedrich-Wennmann-Bades in Heißen – das bestätigte der Mülheimer Sportservice (MSS) nun offiziell.

Für mindestens ein Dreivierteljahr muss das Frei- und Hallenbad dafür schließen. Die Schwimmvereine haben ihren Trainingsplan umgestellt und rechnen mit einem Ausfall von bis zu 20 Prozent ihrer Stunden – die Stadt will die Verluste kompensieren.

Es ist eine Sanierung mit Vorgeschichte. Zunächst sollten die umfangreichen Renovierungsmaßnahmen, Kostenpunkt 1,75 Millionen Euro, im Winter 2009 beginnen. Nächster Termin war der Sommer 2010, doch der Rat der Stadt entschied erst am 8. Juli, dass das Bad überhaupt weiter bestehen soll. Der Start im Oktober steht nun fest, sagt Martina Ellerwald, stellvertretende Betriebsleiterin beim Mülheimer Sportservice. Kurse von Schulen und Vereinen sollen ab Herbst nicht auf Bäder in anderen Städten verlegt werden. „Wir sind zur Zeit dabei, eine möglichst gute Lösung innerhalb von Mülheim zu finden.“

Dass dabei die ein oder andere Stunde ausfalle, könne der MSS nicht ausschließen. Wohl oder übel müssen die Klassen und Gruppen mit den weiteren Bädern der Stadt auskommen: den Hallenbädern Süd, Nord und Rembergstraße sowie dem Naturbad Styrum im Freien – wobei Letzteres für die Wintermonate wegfällt. Da kann es im Wasser schon mal eng werden, meint Martina Ellerwald – schließlich wollen auch noch die Freizeitschwimmer untergebracht werden. „Die Schulen gehen vor. Sie sollen so gut wie möglich auf die Hallenbäder verteilt werden.“ Für die Vereine gelten ähnliche Pläne – im Hallenbad Nord sollen Extrazeiten am Abend hinzukommen. Der Wegfall des Wennmann-Bades sei für Vereine noch am ehesten zu verschmerzen – es werde vor allem von der Öffentlichkeit genutzt.

Die muss sich damit ab Herbst auch besonders umstellen. Da Nord- und Rembergbad nur für Schulen und Vereine zur Verfügung stehen, bleibt den Hobbyschwimmern nur das Südbad. Hier sollen für die Dauer der Sanierung des Wennmann-Bades die bisher spartanischen öffentlichen Zeiten erweitert werden.

Normalerweise machen in Heißen Gäste aus anderen Städten bis zu 25 Prozent der Besucher aus. Die sollten nun möglichst in ihren Städten bleiben, deutet Ellerwald an. Generell gebe es in Mülheim deutlich zu wenig Schwimmbäder – ein Neubau sei jedoch angesichts der Haushaltslage utopisch. „Wenn ein Bad wegfällt, reißt das sofort eine große Lücke in unsere Pläne“, erklärt Ralf Krapoth, stellvertretender Fachschaftsleiter bei der Fachschaft Schwimmen. Alle 16 Mülheimer Schwimmvereine sind in der Fachschaft organisiert.

Plan umgestellt

Auch wenn für die Vereine das Wennmann-Bad nicht im Vordergrund steht, rechnet die Fachschaft laut Krapoth mit einem Ausfall von 15 bis 20 Prozent der Trainingszeiten – und hat, um noch Schlimmeres zu vermeiden, für die Zeit der Sanierung ihren Plan komplett umgestellt. „Wir versuchen, die Kurse weitestgehend beizubehalten“, erklärt der Co-Fachschaftsleiter. „Und eher an den Zeiten zu kürzen. Da werden dann zwei öfter mal zu eineinhalb Stunden.“ Besonders hart treffe es die Schwimmanfänger, da mit dem Wennmann-Bad auch vorübergehend eins der wenigen Lehrschwimmbecken in der Stadt schließt. „Wir haben ohnehin Wartelisten von über einem Jahr. Auch hier versuchen wir, zumindest keine Kurse komplett zu streichen.“

Schon ausgebucht

Dafür, dass die Stadt nicht auf Nachbarkommunen ausweichen will, hat Krapoth Verständnis. „Die haben ja auch zu wenige Bäder.“ Eine Sanierung im Sommer wäre sicher besser gewesen, meint die Fachschaft – dann hätte man zusätzlich das Naturbad nutzen können.

Um die Mitgliederzahlen der Vereine macht sich Krapoth noch keine Sorgen – wenn es bei dem Dreivierteljahr Sanierungszeit bleibt. „Ich bin da optimistisch. Aber zieht sich das Ganze länger hin, werden die Vereine das schon spüren. Ohne das Wennmann-Bad kommen wir in Mülheim nicht aus.“ Neben den städtischen Anlagen gibt es nur noch das Freibad Kämgens Hof und ein kleineres Bad im Wohnstift Uhlenhorst. Letzteres nutzen die Vereine laut Krapoth bedingt.

Für den Schulsport bedeutet die Schließung den vorübergehenden Wegfall von einigen Schwimmstunden, erklärt Stadtsprecher Volker Wiebels. Unter allen Sportstunden in der Stadt sei das jedoch nur ein Anteil von 1,6 Prozent, betroffen seien elf Schulen. „Die Stunden sollen möglichst nicht ausfallen, sondern so gut es geht unter den Schulen umverteilt oder auf Außenanlagen verlegt werden.“ Eine Umschichtung auf andere Bäder oder auch auf Hallen sei kaum möglich – beide Bereiche seien in Mülheim zu fast 99 Prozent ausgelastet.