Sie nennen sich „Frauen in Schwarz“, doch ihr Auftreten ist alles andere als düster. Jeden dritten Mittwoch im Monat macht sich die bunte Gruppe auf den Weg vom Agenda-21-Lokal an der Friedrichstraße zum Kurt-Schumacher-Platz in der Stadtmitte.
Ihren Ansatz könnte man als dreidimensional bezeichnen, immerhin hat ihr Engagement gleich drei Ziele: Aufklärung, Aufmerksamkeit und praktische Hilfe. Das alles für die Menschen im Gaza-Streifen.
Seit dem letzten Einmarsch der israelischen Armee sei die Versorgungslage für die Palästinenser extrem schlecht, sagt Angelika Romeik. Die Menschen seien so abgeschottet, dass es ihnen selbst an den banalsten Dingen fehle. „Deshalb schicken wir schon seit Jahren Pakete mit dringend benötigten Sachen in das Gebiet“, so Romeik. Vor allem für Kinder sammeln die Frauen Kleidung, Spielsachen und Schulmaterialien. Doch nicht immer kommen die geschickten Pakete bei den Bedürftigen an. „Leider kontrolliert Israel die Grenzen und schickt die Pakete einfach wieder zurück, ohne überhaupt hineingesehen zu haben.“ Für eine kleine Gruppe wie die ihre mache das die Arbeit natürlich sehr schwer. Immerhin koste ein Paket über 60 Euro an Porto.
In diesem Jahr sollen die Blöcke, Kleidungsstücke und vieles mehr einen etwas exotischeren Weg nach Gaza nehmen. Mit einem ganzen Schiffskonvoi will ein Zusammenschluss von Aktivisten die Grenze zu den Palästinensern überqueren und so dringend benötigte Hilfe zu den Menschen bringen. Die Mülheimer „Frauen in Schwarz“ haben bereits 20 voll beladene Tornister gesammelt und hoffen, bis zum Auslaufen des Schiffs mindestens noch mal so viele zu bekommen.
Auch dafür werben sie während ihrer monatlichen Mahnwache auf dem Kurt-Schumacher-Platz. „Das wesentliche Problem ist: Die Menschen wissen einfach zu wenig über die Situation in den Palästinensergebieten. Wir probieren, das zu ändern“, sagt Eva Klimek, eine von vier Frauen, die vergangene Woche mit Infomaterial und Spendenbeispielen vor dem Forum standen. Passend zu ihrem großen Projekt malt Romeik ein großes Schiff auf die Steine des Platzes.
Wann genau das Schiff seine Reise antritt, wissen auch sie noch nicht. Zu gefährlich sei es, der israelischen Armee einen solchen Informationsvorsprung zu geben. „Schiffe von ,Free Gaza’ sind in der Vergangenheit schon von der israelischen Armee angegriffen worden“, erläutert Romeik. Hier sei auch die internationale Gemeinschaft gefragt. Immerhin handele es sich nicht um israelische Gewässer, womit die Armee auch kein Recht habe, die Schiffe an ihrer Weiterfahrt zu hindern.
Mit der Aktion sollen nicht nur Hilfsgüter transportiert werden, sondern es werden auch Persönlichkeiten an Bord sein, die durch ihre Anwesenheit ein Zeichen setzen möchten.
Die „Frauen in Schwarz“ verstehen sich als eine Stimme für den Frieden. In Mülheim existiert die Gruppe seit Anfang der 1990er Jahre. Seitdem macht die Frauengruppe durch öffentliche Mahnwachen auf Kriege und Konflikte in der ganzen Welt aufmerksam. Seit einigen Jahren pflegen die Frauen einen engen Kontakt zu der „Jüdischen Stimme für gerechten Frieden“.