Einem Zirkeltraining ähnelt der „Berufeparcours“, den am Donnerstag 60 Achtklässler der Gustav-Heinemann-Gesamtschule durchliefen. Jeder wollte gewinnen, und zwar: einen möglichst lebendigen Eindruck von den Anforderungen verschiedener Ausbildungswege.

Bereits zum vierten Mal fand die lebhafte Veranstaltung im Haus der Wirtschaft statt. Von einem „bewährten Instrument, um jungen Menschen zum Erfolg auf dem Arbeitsmarkt zu verhelfen“, sprach Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld. Sie ist Schirmherrin der Ausbildungsoffensive Mülheim, zu der – auf Initiative der WAZ – vor sieben Jahren u.a. der örtliche Unternehmerverband, die Arbeitsagentur, IHK, Kreishandwerkerschaft, Sozialagentur und Wirtschaftsförderung zusammenfanden.

Zwischen zehn Stationen wechselten die Gesamtschüler/innen, wo sie neben Anschauungsobjekten auch Ansprechpartner von Unternehmen und Innungen, von der Sparkasse oder dem Evangelischen Krankenhaus erwarteten. So gab Dachdecker-Azubi Kevin Grohmann (17) der 15-jährigen Jaquelin Pottbecker praktische Tipps, während sie mit dem Hammer schuppenförmige Stücke aus Schieferplatten schlug. Einen technischen Beruf kann sich die Schülerin gut vorstellen, was sie am Info-Stand der Dachdecker sah, gefiel ihr auch, dennoch scheidet diese Alternative wahrscheinlich aus: „Ich habe Höhenangst.”

Wenige Meter weiter kleiden Mädchen wie Jungen drei staksige Schaufensterpuppen an, mit Träger-Tops, Miniröcken, Perücken, immer bemüht, nicht auf deren abgeschraubte Arme zu treten. „Wir möchten den Jugendlichen ein Gefühl für die Größen vermitteln”, erklärt Vera Rothmann, Ausbilderin im Bereich Einzelhandel. Gleich am Eingang werden Fruchtcocktails frisch gemixt: Hier präsentiert sich eine Supermarktkette, die gleich acht verschiedene Ausbildungsgänge anbietet.

Von der „Qual der Wahl” spricht Heinz Lison, der dem Vorstand des Unternehmerverbandes Mülheimer Wirtschaft angehört, und von der Hoffnung, dass Schüler/innen mit Hilfe des Parcours neue Perspektiven entdecken. Etwas, das passt, denn „Arbeit kann nur dann gut sein, wenn sie einem auch liegt.” Jugendlichen rät er: „Verbiegt euch nicht.” Gleichwohl: Flexibilität kann keineswegs schaden, denn nach neuesten Zahlen der Arbeitsagentur stehen Ende April noch 510 jugendliche Bewerber in Mülheim ohne Ausbildungsplatz da (42 mehr als im Vorjahr), während 440 unbesetzte Stellen gemeldet sind. Da haben die Vermittler noch Arbeit.