Mülheim. .

Die Verbraucherzentrale warnt aus aktuellem Anlass vor einer „Abo-Abzocke am laufenden Band“. Die Warnung richtet sich an Verbraucher, die im vergangenen Jahr an einer Verlosungsaktion für einen Golf teilgenommen haben.

Was? Sie wissen nicht mehr, dass Sie am 9. Juli 2009 beim Anblick des nigelnagelneuen schwarzen Golf VI schwach geworden sind und schon davon geträumt haben, mit ihm ein Jahr lang kostenlos durch die Gegend zu kurven? Manch einem, der sich nicht viel dabei gedacht hat, als er auf dem Kurt-Schumacher-Platz eine Teilnahmekarte für die Verlosung eben dieses Fahrzeugs ausgefüllt hat, sind die Augen spätestens jetzt geöffnet, da ihm eine Rechnung ins Haus flatterte.

Beata Winken aus Duisburg ist eine derjenigen, die auf den üblen Trick reingefallen sind, mit dem die Promotionfactory im Juli 2009 in Mülheim zu Geld kommen wollte. Wie seinerzeit bereits berichtet, wurde der Golf gut eine Woche lang jeden Tag aufs Neue vor dem Forum platziert. Ringsum standen Stehtische mit Teilnahmekarten für die Verlosung, eine Kontaktperson der Veranstalter ward meist nicht gesehen. Für die Teilnahme waren Adressdaten und eine beliebige sechsstellige „Glücksnummer“ anzugeben, zudem war eine Unterschrift gefordert. Auf der Karte versteckte sich zudem ein Hinweis darauf, dass man gleichzeitig ein zweijähriges Abo für Sonderverlosungen buche. Es gelte ab Januar 2010, wenn das Feld nicht durchgestrichen werde.

Zwölf Monate im Voraus

Für das Abo, so stand es im Kleingedruckten, sollten 192 Euro fällig werden. „Details siehe Teilnahmebedingungen“, stand noch auf der Karte. Diese fand die WAZ in Kleinstschrift am Golf angebracht: Die Abogebühr sei auf Rechnung zwölf Monate im Voraus zu zahlen. Das Abo werde sich gar automatisch um ein Jahr verlängern, wenn man die dreimonatige Kündigungsfrist verpasse. Und: Als „einmalige Aufnahmegebühr“ würden weitere 39 Euro fällig.

Am 12. April trudelte eine entsprechende Rechnung über 96 Euro für die ersten zwölf Monate Vertragslaufzeit bei Beata Winken ein. Absender: besagte Promotionfactory, seinerzeit noch mit Sitz in Solingen und mit Tochterfirma in Freyburg (Sachsen-Anhalt), heute auf Helgoland.

Die Mülheimer Verbraucherzentrale zählt seit ver­gangenem Donnerstag acht bis zehn Anfragen täglich zu den überraschenden Rechnungen. Mehrere Ratsu­chende hätten dabei berichtet, dass es im Vorjahr auch eine Aktion während einer Ü30­Party in der Stadthalle gegeben habe.

„Klarer Fall von Täuschung“

Die Verbraucherzentrale warnt vor der „Abo-Abzocke am laufenden Band“ und rät, der Zahlungsaufforderung auf keinen Fall nachzukommen. Für die Verbraucherschützer ist der vermeintliche Coup der Helgoländer Firma „ein klarer Fall von Täuschung, bei dem kein Vertrag zustande ­ge­kommen ist, auf den sich ­Promotionfactory berufen und die angegebenen Zah­lungen einfordern könnte. Betroffene müssen nichts zahlen!“

Empfänger sollten der „arglistigen Post“ von Promotionfactory jedoch auf jeden Fall schriftlich widersprechen und danach, falls die Firma erneut Druck machen sollte, standhaft bleiben und Folgeschreiben „getrost ignorieren“.