Freitag früh um 8 Uhr ging es los - 36 Stunden sollte von nun an in dem bequemen Ohrensessel, der einladend im Schaufenster des neuen Buchladens am Löhberg 4 stand, gelesen werden.

Allerdings musste das Ladenbesitzer Michael Fehst nicht allein übernehmen: Im Vorhinein hatte es ein Gästebuch gegeben, in das alle Leseratten sich eintragen konnten. Solange sie Lust hatten und durchhielten, konnten sie dann für den Weltrekord in ihrem Lieblingsbuch schmökern. Geachtet werden musste allerdings darauf, dass die Sitzfläche nicht länger als 10 Sekunden leer blieb. Schließlich handelte es sich hier um die Generalprobe für einen Weltrekordversuch, und da gelten strenge Regeln.

Der rührige Ladenbesitzer wirkt am Samstag abend ein wenig erschöpft, aber vollauf zufrieden: „Es war sehr, sehr lustig“, berichtet er. Und weil alles so gut geklappt hat, ist Fehst optimistisch: „Nächstes Jahr wird es dann bitterernst!“ Dann soll der Weltrekordversuch offiziell angemeldet werden. „Ich habe kein Problem damit zu sagen: Wir schaffen das.“

Neben den vielen Freiwilligen - über 30 hatten sich allein über das Gästebuch angemeldet - hatten Michael Fehst, sein und sein Weltrekordversuch auch prominente Unterstützung: Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld nahm höchstselbst im Ohrensessel Platz und schrieb Fehst darüber hinaus gute Wünsche für den Erfolg des neuen Buchladens ins Gästebuch. Die Sambakapelle „Sambazillen“ spendete musikalische Untermalung und machte mit einem Zug durch die Innenstadt die Menschen auf Fehsts Projekt aufmerksam.

Für die jüngeren Zuschauer dürfte aber der Besuch von Ex-Topmodel-Kandidatin Miriam Höller, die in Heidi Klums Show durch ihre eher sportliche, unaffektierte Art auffiel und sich dadurch von den anderen Kandidatinnen abhob, am spannendsten gewesen sein. Da ihre Großeltern in Mülheim leben, erklärte die 1,81m große Blondine sich sofort bereit, am Dauerlesen teilzunehmen.

Davon hatte übrigens sogar eine bekannte deutsche Boulevardzeitung Wind bekommen und gehöhnt, sie könne doch sicher gar nicht lesen - Miriam jedoch bewies souverän das Gegenteil und trug sogar laut ein kurzes Gedicht vor. Danach widmete sich die 22-jährige, die als Stuntfrau arbeitet und Motocross fährt - dem Schmökern in einem Motorradmagazin. Michael Fehst beschrieb den Umgang mit dem Model als „sehr angenehm“. Er schmunzelt: „Und sie kann auch lesen!“

Der Ladenbesitzer selber war natürlich im Dauerstress. Er hatte selbst einen großen Teil der „Nachtschicht“ übernommen - aber 3 bis 4 Studen Schlaf mussten dann doch sein. „Ich musste sogar einen Schwur leisten!“ Freunde übernahmen in der Zwischenzeit den Platz im Sessel. Und er bekundet betrübt, dass er in all dem Getümmel zu wenig Zeit gehabt hätte, um sich noch einmal bei jedem Teilnehmer zu bedanken. „Vor dem Tresen war eine so lange Schlange, laufend waren Leute da.“ Da seien manche zu kurz gekommen. Fehst möchte das nachholen: „Jeder ist herzlich eingeladen, wiederzukommen!“