Arbeit liegt nicht auf der Straße, und wer einmal für länger aus diesem Prozess gefallen ist, braucht mehr als nur ein griffiges Profil für Jobdatenbanken, um sich wieder einzufinden. Weil man dies gerade für die Gruppe der „Best Ager“ erkannt hat, also Menschen „im besten Alter“, gibt es in Mülheim inzwischen einen besonderen Anlaufpunkt.
„Job-Club“ nennt sich die Einrichtung an der Kaiserstraße 20. Das klingt gediegen – und so „exklusiv“ wirkt zunächst auch das Ambiente der neuen Büroräume: weißer Stuck, hohe, weite Räume. Dahinter aber zeigt sich ein offenes Zusatzangebot für Menschen ab 50, die seit längerem ohne Job sind und sich verändern wollen. 602 Menschen hat der Job-Club seit seiner Gründung im vergangenen Jahr „aktiviert“. Das bedeutet einerseits – ganz klassisch – Vorstellungsgesprächen üben, Profile und Bewerbungsmappen erstellen.
Doch setzen die Mitarbeiter ihr „Fit for Job“-Training andererseits weitaus niederschwelliger an: Fitness-Training, Freizeitangebote, Ernährungsumstellung – „viele Langzeitarbeitslose sind müde von Maßnahmen, manche haben sich isoliert“, erläutert Berater Thomas Menzel die Gründe für diesen Ansatz. Ganz individuell sollen sie für den Arbeitsmarkt fit gemacht werden, darin liegt das Erfolgsrezept auch für Frank Schellberg, Geschäftsführer der PIA, die das Projekt – ebenso wie die Sozialagentur – mit Mitarbeitern unterstützt: „Wir haben vor vielen Jahren erkannt, dass Vermittlung nicht über Abgleichen von Datenbank-Profilen läuft.“ Doch für eine individuelle Betreuung gab es nur Förderung für „schwierige Fälle“, kritisiert Schellberg.
Arbeitgeber schätzen diesen Ansatz: 88 Best-Ager hat die Einrichtung 2009 in sozialversicherungspflichtige Jobs vermittelt. 2010 will man die vom Bund vorgegebene Vermittlungsquote von 20 % erreichen. Der Beschäftigungspakt für Ältere ist finanziert über das Bundesprogramm „Perspektive 50plus“. 250 Mio Euro fließen in bundesweit 62 Pakte, acht Mio gehen nach Mülheim. 20 % bedeutet „100 Vermittlungen und 640 Aktivierungen“, erläutert Koordinator Stefan Lob. Bislang sieht er das Projekt auf gutem Weg: Vermittelt sind bislang 49 – davon 20 in 400-Euro-Jobs. 191 sind „aktiviert“.