Der Winter war lang und kalt – das hat wohl jeder gemerkt. Seine Nachwirkungen kommen jedoch erst jetzt ans Licht – bei den Nachzahlungen fürs Heizen. Während Mieterschutzbund und Vermietervertretung hohe Summen erwarten, sieht der Energieversorger Medl einen Trend zur Sparsamkeit.
„Wir erwarten immense Probleme“ – Andreas Noje, Geschäftsführer bei Haus und Grund, der Stimme der Vermieter, sieht den nächsten Monaten mit Bangen entgegen. Denn er rechnet nicht nur mit oft mehreren hundert Euro Nachzahlung pro Wohnung, sondern befürchtet auch, dass viele Mieter einfach nicht zahlen werden. „Sie sagen dann, soviel haben sie nicht verbraucht und können die Rechnung nicht bezahlen. Letztendlich muss der Vermieter die Mehrkosten übernehmen.“ Zwar könne er im Notfall versuchen, die Rückzahlung auch gerichtlich zur erwirken. „Aber einem nackten Mann kann man schließlich nicht in die Tasche greifen.“ Und wenn in einem Mehrfamilienhaus drei Wohnungen nicht zahlten, sei man auch schnell bei mehreren tausend Euro. Zudem seien die Energiepreise - wenn überhaupt - dann in den wärmeren Monaten gesunken. Noje hofft nun weiter, dass er die verauslagten Kosten irgendwann wiederbekommt.
Harald Bartnik, Rechtsanwalt beim Mieterschutzbund, hat ähnliche Sorgen. Er kennt Fälle, bei denen eine einzelne Wohnung bis zu 1000 Euro nachzahlen muss. Die Regel seien 400 bis 600 Euro, dazu kommen Extremfälle: „Neulich war eine Frau hier, die eine Rechnung von 3500 Euro für 50 Quadratmeter bekommen hatte. Im schlimmsten Fall stammt das Haus aus den 50er Jahren, liegt die Wohnung im Erdgeschoss und wohnt niemand drüber.“ Das persönliche Heizverhalten komme noch dazu.
Zwar gebe es auch Fälle, in denen eine Berechnung falsch gelaufen sei. „Bei den Funkmessgeräten allerdings eher selten.“ Helfen kann der Mieterschutzbund nur, wenn tatsächlich ein Fehler vorliegt. „Fast 50 Prozent unserer Beratungen drehen sich um das Thema Heizkostennachzahlung. Etwas tun können wir vielleicht bei jeder vierten oder fünften Sache.“
Laut Harald Bartnik lässt der Schock in vielen Fällen noch auf sich warten. „Wer von der Medl direkt Post bekommt, der bekommt sie zeitnah. In vielen Fällen läuft die Abrechnung jedoch über den Vermieter oder Hausverwalter.“ Dann könne es noch bis Ende des Jahres dauern, bis die Rechnung kommt. „Wir haben angefangen, die Zähler abzulesen“, sagt Hans-Gerd Bachmann, Geschäftsführer beim Energieversorger Medl. Schon jetzt sieht er jedoch einen in Anbetracht des langen Winters positiven Trend. „Wir hätten mit einer Steigerung der Nebenkosten um etwa 15 bis 20 Prozent gerechnet. Tatsächlich werden es aber wohl nur fünf bis sechs Prozent sein. Die Leute haben endlich verstanden, wie wichtig Energiesparen ist.“ Bachmann betont: „Nicht die Abschläge steigen oder sinken, sondern der Verbrauch.“