Mülheim. .
Anwohner in Heißen klagen über Jugendliche, die sich vor ihren Türen betrinken, die Flaschen zerdeppern und Fensterscheiben zerschlagen. Sie suchten das Gespräch über die Ärgernisse, luden Polizei und Verwaltung ein - doch die kamen nicht. Die Stadt versichert aber: Man kümmere sich.
Das Sprichwort behauptet, geteiltes Leid sei halbes Leid. Rund 20 Anwohner kamen in die Fünte und berichteten von den Erlebnissen, die sie leid sind: von Jugendlichen, die sich vor ihrer Tür betrinken, die Flaschen zerdeppern und Fensterscheiben zerschlagen.
Doch beim Reden wollten es die Anwesenden nicht belassen, sie suchten gemeinsam nach Lösungsmöglichkeiten. Sie möchten Stadt, Ordnungsamt und Polizei für die Situation rund um den Heißener Marktplatz sensibilisieren.
Frank Bruns, Betreiber der Fünte, hatte eingeladen, wollte Behörden und Bürger zusammen und ins Gespräch bringen. Die Bürger sind da, Verwaltung und Polizei allerdings nicht. Allein Lothar Reinhard und Dietmar Berg von der MBI sitzen unter den Heißenern. Das scheinbare Desinteresse ärgert die Anwesenden; besonders da Frank Bruns betont, er habe Vertreter von Ordnungsamt und Stadtkanzlei-Chef Frank Mendack persönlich eingeladen.
„Emotionen rausnehmen“
Mendack widerspricht dem gegenüber der WAZ: „Ich habe nicht einmal mit Herrn Bruns persönlich gesprochen.“ Er räumt aber ein: „Eine Anwesenheit der Verwaltung hätte erfolgen müssen.“ Wichtiger sei jedoch, dass die Stadt sich kümmere. „Und das tut sie“, verspricht Mendack. Auch Ordnungsamtsleiter Gerd-Walter Bethge will den Vorwurf, man tue nichts, nicht gelten lassen. Vielmehr habe man sich bereits mit Frank Bruns getroffen, „um die Emotionen rauszunehmen“. Man habe ihm zugesagt, die Streifen zu verstärken und eine Handynummer für den Notfall gegeben.
Doch das erwähnt Bruns an diesem Abend nicht. Vielmehr erhebt er schwere Beschuldigungen gegen die Polizei, die Straftaten, wie das Ausgraben eines Haltestellenschilds, ignoriere und gegen das Ordnungsamt, das beschädigte Außenlampen, Schmierereien und Pöbeleien als „Dumme-Jungen-Streiche“ abtue. Er selbst habe versucht, mit den laut seiner Aussage russischen Jugendlichen zu reden, aber ohne Erfolg. Bruns äußerst sich immer wieder sehr empört, sehr emotional über die randalierenden Jugendlichen: „Die haben im Kopf nur Luft.“ Sätze wie diese lassen vermuten, warum das Gespräch die Beziehungen nicht verbesserte.
Mahnung zur Ruhe
Andere Anwesende wiegeln bei solchen Bemerkungen ab, berichten von positiven Erfahrungen mit der Polizei und mahnen zur Ruhe. Wie der Herr, der ehrenamtlich bei der Heißener Kirchengemeinde aktiv ist. Auch er hat viel zu erzählen. Bei scheinbaren Kleinigkeiten, wie winzig kleingerissenen und auf dem Boden verteilten Pizzakartons fängt es an und endet bei Drohungen: „Hast du ein rotes Auto? Pass auf, dass es rot bleibt“, sollen die Jungen ihm gesagt haben. Für andere Anwohner in Heißen-Mitte scheinen Sauforgien vor ihrer Tür und Vorgärten, die als Toilette genutzt werden, zum Alltag zu gehören.
MBI-Mann Dietmar Berg schlägt vor, sich Mitstreiter zu suchen: „In der Heimaterde, am Bertha-Krupp-Platz, haben sie die gleichen Probleme.“ Da müsse man sich vernetzen, denn nur so könne man den Druck erhöhen. Und eben das wollen die Gesprächsteilnehmer, die jetzt auch die Heißener Werbegemeinschaft und den Bezirksbürgermeister mit ins Boot holen wollen. Ihr Wunsch ist, dass die Polizei und das Ordnungsamt nachts stärker präsent sind. Dazu müsse man der Politik und den Behörden zeigen, dass Handlungsbedarf herrsche, sagt Lothar Reinhard und verspricht gleich, einen Antrag auf den Weg zu bringen.