Drei Doppelfenster breit zur Ruhr hinaus steht das Gerippe der alten Stadtbücherei noch. Am nächsten Sonntag sollte das gut 40 Jahre alte Gebäude eigentlich dem Erdboden gleichgemacht sein. Die Bauleitung muss nun umdisponieren, weil Abrissbagger den Dienst verweigert.

Ein gebrochener Bolzen im Stilausleger eines Abrissbaggers hat gestern die Pläne der Bauleitung durchkreuzt, bis Sonntag alle oberirdischen Gebäudeteile (summa summarum rund 5000 Tonnen Gewicht) abzutragen. Dem defekten Großbagger war dabei die elementare Arbeit zugeteilt: Mit seiner Hydraulikschere kann er in einer Höhe von bis zu 24 Metern grobe Betonbrocken heraustrennen.

Gestern orderten die Verantwortlichen der Arbeitsgemeinschaft für den Ruhrbania-Rückbau, bestehend aus Heitkamp Umwelttechnik und „Prangenberg & Zaum“, einen Ersatzbolzen. Da am Mittag aber noch nicht klar war, wann und woher das Ersatzteil kommen wird, fiel die Entscheidung, die Wochenendschicht zu streichen. Mit dem Stopp kann am Wochenende auch die Nachtexpress-Linie ungestört an der Baustelle vorbeifahren. Am Freitag um 16 Uhr sei erst einmal Feierabend, so Heitkamp-Maschinist Thomas Plewka. „Jetzt verschieben wir das Ganze voraussichtlich um zwei Wochen.“ Noch einmal wolle man sich nicht derart unter Zeitdruck setzen.

Zurzeit ist es den Firmen nur möglich, den weiteren Abriss vorzubereiten, indem am Boden Ordnung geschaffen wird. Ende nächster Woche soll möglichst nur noch die Fassadenfront an der Friedrich-Ebert-Straße stehen – und zwar in einer statisch sicheren U-Form. Für den Abriss des letzten Restes soll die Friedrich-Ebert-Straße dann in zwei Wochen gesperrt werden.

Im Vergabeverfahren für die Bebauung des Areals (Ruhrbania-Baufeld II) deutet sich derweil eine weitere Verzögerung an. Der Zuschlag für einen der drei Interessenten wird erst in der zweiten Jahreshälfte erteilt werden. Die Stadt hatte das Ausschreibungsverfahren seinerzeit für ein Jahr ausgesetzt, weil die Frage, ob die FH an der Ruhr ansiedelt, noch offen war. Danach mussten die möglichen Investoren ihre Pläne wohl noch mal grundlegend überarbeiten. Denn die Rahmenbedingungen haben sich durch Wirtschaftskrise und anderweitige FH-Ansiedlung maßgeblich geändert. Es ist auch die Frage, ob sie ihre gewerblichen Mietinteressenten so lange bei der Stange halten konnten. Vor Mitte 2011 dürfte kein Baustart erfolgen.