Hinter der vorgehaltenen Hand wird es in den Parteien seit dem Bürgerforum besprochen, ist sich Wolfgang Kawohl sicher. Eine Schließung des Friedrich-Wennmann-Bades wird es voraussichtlich nicht geben.

Besorgt sind die Vertreter von 13 Schulen und fünf Vereinen, die das Bad für Schwimmunterricht und -sport nutzen, dennoch.

Sie organisieren derzeit an den Schulen eine Unterschriftenaktion für den Erhalt des Heißener Bades. Besonders die Grundschulen träfe eine Schließung schwer – sieben von 24 müssen nach Heißen. „Ich war schockiert, als ich davon hörte, weil wir schon jetzt zu wenig Wasserzeiten haben“, sagt Ursula Faderl-Tielmann, Sportlehrerin an der Hölterstraße und im Arbeitskreis Grundschulsport. „Wir sind im Moment kaum in der Lage, die Richtlinien des Landes zu erfüllen.“

Denn Schwimmen ist eine Frage von Raum und Zeit: 35 bis 40 Schwimmstunden sehen die NRW-Richtlinien und Lehrpläne für die Grundschulzeit vor. Die Grundschule an der Filchner Straße teilt sich fünf Schwimmzeiten bereits mit zwei weiteren Schulen, „und der Öffentlichkeit“, sagt Lehrerin Antje Radtke, „wir haben versucht, in ein anderes Bad auszuweichen – unmöglich.“

„Wenn bis zu 25 Prozent aller Viertklässler die Grundschule als Nichtschwimmer verlassen, dann stimmt etwas nicht“, stellte NRW-Schulministerin Barbara Sommer noch in einer Presseerklärung 2007 fest. In Mülheim sind es etwa 20 Prozent, häufig sogar weniger, die nach der Grundschule nicht schwimmen können. Ein Erfolg.

Doch was das Land beschließt, muss die Kommune noch lange nicht tragen: Die Unterhaltung eines Schwimmbades ist für eine Stadt nur Kür, keine Pflicht. Einen Widerspruch zwischen den Richtlinien des Kultusministeriums und der kommunalen Schließung von Bädern sieht Kawohl deshalb: „Schwimmen sollte wie Lesen und Rechnen zur Pflicht gehören, und der Unterhalt eines Bades zur Daseinsvorsorge einer Stadt.“

Doch nicht nur Schulen brauchen Zeit – meist ist das Becken für sie bis 16 Uhr reserviert – sondern auch die Vereine: „Sie können junge Mitglieder nicht bis in die Puppen schwimmen lassen“, sagt Schwimmsportlehrer Stephan Damberger, ab 21Uhr sollten langsam die Segel gestrichen werden. Eine Schließung drohe, einen Keil zwischen Schulen und Vereine zu treiben.

Es war einmal, da stellte die Stadt eine Unterversorgung der vorhandenen Wasserflächen fest, erinnert Kawohl an das Bäderkonzept von 2008. Doch woher das Geld nehmen? Von den Vereinen? „Wir können das Personal ehrenamtlich stellen“, wehrt Damberger ab, doch die Vereine seien bereits übermäßig belastet. „Die Frage muss man anders stellen“, sagt Kawohl: „Ein Schwimmbad ist nie wirtschaftlich, aber wir leisten uns andere Dinge auch, die wir nicht so dringend brauchen“, weist er auf das Hafenbecken hin. Marina und Nicht-Schwimmer – die besorgten Schulvertreter sehen das als Widerspruch.

Wird Schwimmen wieder zur Elternpflicht? Jaqueline Weber von der Gemeinschaftsgrundschule Zunftmei­s­terstraße sieht ein gesellschaftliches Problem: „Wir haben einen hohen Anteil von Migranten, die nicht schwimmen können, und Eltern, die den Sportverein nicht bezahlen können.“