Die Quelle gab dem Haus einst seinen Namen: Fünte. Betreiber Frank Bruns bietet Führungen an und berichtet dabei von Familiengeschichte(n).

Inzwischen sorgt das Grundwasser nur noch für feuchte Keller: La Fuente, wie die Spanier sie tauften, oder die Fünte, wie sie eingedeutscht genannt wird, war einst Lagerort der Römer und Spanier, später Postkutschenstation, dann Kneipe und Restaurant. Heute ist das Fachwerkhaus ein Kulturzen­trum. Die bewegte Geschichte kann man am Gebäude ablesen.

Viele Jahrzehnte mischen sich im Erdgeschoss: Sessel aus den 50ern, Stühle aus den 70ern, ein schwerer Holzschrank aus den 20ern. „Den haben Oma und Opa zur Hochzeit bekommen“, sagt Frank Bruns und dass er von „Bildhauer Otto Deus“ sei. Gleiches gilt für die zwei Holzkronleuchter (Baujahr 1929), die Bruns Vater „ins Elektrische umgebaut hat“, weil ihm das Zusammentreffen von niedrigen Decken, Kerzen und der Oma im Obergeschoss zu gefährlich war. „Ich habe die auf dem Söller wieder gefunden“, sagt Frank Bruns.

Seit 500 Jahren ist die Fünte, das Gebäude am Fuß der kleinen Gracht, im Bruns’schen Familienbesitz. Da muss diese Führung durch Haus und Garten von Familiengeschichte geprägt sein. Aus Aufzeichnungen des Opas hat Bruns etwa den Platz rekonstruiert, an dem Johann Wolfgang von Goethe eine Stunde lang Wein getrunken haben soll. „Das war 1771. Damals war die Fünte eine Postkutschenstation und Goethe auf der Durchreise“, sagt der Hausherr. Ebenfalls auf der Durchreise war Posträuber Ronald Biggs: 1963 soll er in der damaligen Kneipe Rast gemacht haben. An diesen beiden markanten Stellen kleben heute Zettelchen, wie im Museum.

Ohne Hinweisschilder kommt der Keller aus. Bei der Führung dürfen die Besucher den engen Gang hinabsteigen. Oberste Regel ist dabei auch für kleine Menschen: Kopf einziehen. Aus dem Jahre 10 vor Christus stammen die Gewölbe laut Bruns und sind Reste eines römischen Heerlagers. Den Soldaten dienten die zwei Stollen als Schutz. „Später haben Opa und Onkel hier ihr Bier gekühlt“, sagt Bruns. Heute riecht es da unten vor allem furchtbar muffig.

Da ist der nächste Stopp hinterm Haus ein Kontrastprogramm. Dort liegen nämlich unvermutet ein Garten – und das auf Höhe der ersten Etage. „Im Ersten Weltkrieg gab es hier keine Feuerwehr“, erzählt Bruns. Weil das aber bei einem Fachwerkhaus problematisch sein kann, baute man ein Wasserbassin hinters Haus. „Nach dem Krieg war es einfacher, das zu verfüllen als abzutransportieren.“ Der Garten wurde darauf angelegt – und eine kleine Brücke samt Metallgeländer direkt zum Obergeschoss.

Im Zweiten Weltkrieg wohnten dort vier Familien, heute sind die Räume vermietet, an Unternehmer und Künstler. Thorsten Schwack richtet etwa gerade ein Büro ein. „Bis zu 20 Zentimeter Höhenunterschied“ musste er beim Boden ausgleichen. Draußen auf dem Flur spürt man das: Da geht man sehr wackelig über die schiefen Holzplanken. „In so einem Haus muss man wohl mal Fünfe gerade sein lassen“, vermutet eine Besucherin. „Ja“, bestätigt Schwack. Zu genau dürfe man es nicht nehmen, aber ihn störe das nicht: „Das ist der Charme eines alten Gebäudes.“ Mit Geschichte.