Auch in diesem Jahr am 31. Mai, so kann man prognostizieren, dürfte der Briefkasten beim Finanzamt wieder überquellen: Denn das ist der Stichtag für die Abgabe der Einkommenssteuererklärung 2009.
Wer steuerlich beraten ist, hat noch bis zum Jahresende Zeit. Da von den ca. 45 000 Arbeitnehmern (und Rentnern) in Mülheim erst rund 3150 bis Ende Februar ihre Steuerunterlagen eingereicht haben, macht sich das Finanzamt, wie in jedem Jahr, auf eine Briefflut gefasst. März, April, Mai – das sind die bekannten „Kampfmonate“ der Behörde.
Wenn mehr Steuerpflichtige die elektronische Steuererklärung – kurz „Elster“ – nutzen würden, hätte das aber nicht nur für die Finanzbehörden Vorteile, betont Amtsvorsteher Manfred Winkler: Die Zeit, die seine Beamten dadurch sparten, weil sie Daten aus den Papierformularen nicht mehr elektronisch eingeben müssen, mache sich bei der Wartezeit auf eine mögliche Rückerstattung auch bemerkbar. Wenn bei der Bearbeitung keine Fragen mehr offen sind, ist der Steuerbescheid in drei, vier Wochen zugestellt. Bei Steuererklärungen auf Papier kann es derzeit etwa bis zu zwei Monate dauern, bis eine Rückzahlung aufs Konto fließt.
Die CD mit dem Elster-Programm bekommt man kostenlos im Finanzamt, man kann sie sich auch aus dem Internet herunterladen und hat dann immer die aktuellste Version: www.elster.de. Auch kommerzielle Steuerprogramme arbeiten bei der Übermittlung der Daten mit dem Elster-Modul.
Aber Tipps, Gesetzestexte und Informationen zum Ausfüllen der Steuerunterlagen finden sich auch auf der CD, die die Formulare für 2008/2009 und 2009/2010 enthält. Voreingestellt ist die erste Seite des gewohnten grünen Formulars. Weitere wählt man sich nach Bedarf aus. So, wie Dagmar Reusmann, Leiterin der IT-Abteilung im Finanzamt, es vorführt, sieht es gar nicht kompliziert aus.
Einen wichtigen Vorteil der elektronischen Steuerklärung sieht sie darin, dass das Programm die Daten vom Vorjahr übernimmt: So werde viel Schreibarbeit gespart. Mal abgesehen davon, dass man am Ende gleich sieht, wie viel Steuergeld man voraussichtlich erstattet bekommt. Weiterer Vorteil: Nur die gesetzlich vorgeschriebenen Belege, z.B. Spendenquittungen, müssen beigelegt werden, alle anderen nur, wenn sie vom Finanzamt angefordert werden.
Warum dann erst gut ein Fünftel aller insgesamt 65 000 Mülheimer Einkommenssteuerpflichtigen den elektronischen Weg geht, kann man sich beim Finanzamt nicht so recht erklären. Die nötige Technik sei doch in den meisten Haushalten vorhanden.
Zumal die Elster-Erklärungen bevorzugt behandelt werden, denn man will ja die Zahl der Nutzer steigern: „Wenn Elster mehr genutzt würde, würden sich unsere Arbeitsabläufe und Durchlaufzeiten beschleunigen“, betont Dienststellenleiter Manfred Winkler. Längst sieht es in den Büros an der Wilhelmstraße ja nicht mehr so aus, wie das antike Büro von 1930, das dort im Eingangsbereich ausgestellt ist. „Wir arbeiten heute immer mehr automationsunterstützt“, erläutert Winkler. Heißt: Erst prüft der Rechner, danach der Mensch die Steuererklärung. Schon jetzt, erklärt Winkler, gebe es die gesetzliche Verpflichtung zur elektronischen Abgabe der Umsatzsteuervoranmeldung und zur Lohnsteueranmeldung, das werde auch so weitergehen: „2012 folgt für die Unternehmen die Verpflichtung zur elektronischen Abgabe der Einkommenssteuererklärung und der Gewinnermittlung“. „Das ist eben der Zug der Zeit – man sollte sich rechtzeitig darum kümmern.“
Übrigens: Auch wenn die fertig ausgefüllte Steuererklärung später dann übers Internet ans Finanzamt übermittelt wird, kommt man um eine Unterschrift nicht herum: Dazu muss die Steuererklärung trotzdem noch ausgedruckt werden (was in komprimierter Form und in Schwarz-weiß geschieht) unterschrieben und ans Finanzamt geschickt werden. So ganz ohne Briefkasten geht es also doch noch nicht.