Mülheim. .

100.000 Euro kostete die Jagd auf die Baby-Kobra „Tiffy“, die aus ihren Terrarium ausbüchste. Zahlen wird die Zeche letztlich wohl der Steuerzahler, der Schlangenbesitzer ist mittellos. War die Aktion zu kostspielig? Nein, es ging nicht anders, begründet ein Experte der Feuerwehr.

Eine Rolle mit 66 Metern Profi-Klebeband: 2,17 Euro. Eine Giftschlange aus der Tierhandlung: ca. 100 Euro. Macht zusammen 100.000 Euro, die der Bürger wohl übernehmen wird.

Im Fall der Monokel-Kobra „Tiffy“ regen sich daher die Zweifel, ob man den letztendlich unspektakulären Fang mit einem Klebeband in Kevin O.s gemieteten vier Wänden nicht hätte günstiger haben können.

„Nein“, sagt Sebastian Schreiner von der Reptilien-Gruppe der Feuerwehr Düsseldorf klipp und klar. Die in Deutschland einzigartige Abteilung hatte Mülheim beim Aufspüren des Tieres beraten. „Die Vorgehensweise ergab sich aus der besonderen Situation“, erklärt der Reptilienfachmann die Strategie. Einen ähnlichen Fall hatte das Team zwar noch nicht erlebt, welche Ratschläge jedoch nicht funktioniert hätten, kann Schreiner begründen.

Schnüffler

Clever: Am Frankfurter Flughafen spüren Hunde artengeschützte Tiere auf, die illegal eingeschmuggelt werden sollen. Allerdings seien die Schnüffler auf Koffer und andere Behälter trainiert, sagt Schreiner, „eine freilaufende Schlange in einer Wohnung ist für die Suchhunde ungewohnt, sie würden die Kobra nicht finden.“

Ausgasen!

Klingt einfach: Alle Ritzen nach draußen abkleben und Gas ins Haus einleiten. Die Schlange fällt um, fertig - in der Theorie. „Keine Chance“, er­widert der Feuerwehrexperte, „ein Haus bekommt man nicht dicht.“ Schon gar nicht im Fall von Kevin O., in dessen Wohnung kleinste Löcher Wege nach draußen boten.

Aufheizen!

Schlangen mögen feuchte Wärme, aber nicht zu viel. Der Versuch, dass Haus auf tropische 50 Grad zu erwärmen und die Kobra so austrocknen, scheitert ähnlich wie beim Gas-Trick: Es ist kaum möglich. Schon gar nicht auf längere Zeit, sagt Schreiner. „Zumal, wenn das Tier verborgen in einem Schlupfloch stirbt, weiß man nicht, ob die Methode geholfen hat.“

Läppchen drum!

Feuchte Tücher, vor allem schön warm – das hätte „Tiffy“ gefallen. „Es hätte funktioniert“, glaubt der Kobrakenner, „wenn solche Tücher nicht nach wenigen Stunden austrocknen würden.“ Zudem, ist sich Schreiner sicher, kann der Trick in einem Raum gut umgesetzt werden, nicht aber im gesamten Haus.

Schlangen(sch)maus

Kobras haben zwar Mäuse zum Fressen gern. Der Schlangen-Schmaus muss aber leben, damit er aufgespürt werden kann. Tote Mäuse hätte „Tiffy“ nicht als Beute er­kannt. Durchschnittsmäuse sind je­doch zu groß für Baby-Kobra, und „Baby-Mäuse auszusetzen – dagegen hätte der Tierschutz protestiert“.

Keine Alternative

Die Vorgehensweise sieht der Reptilienexperte als alternativlos an, „als sich herausstellte, dass die Kobra unter dem Boden und durch die Decke bis ins Dach und den Hausflur entwischen konnte“. So blieb der Versuch, dem Tier mit ausgelegtem Mehl auf die Spur zu kommen. Und mit Klebebändern.