Es gibt Geschichten mitten aus dem Leben, die schöner sind als jedes Drehbuch. Auf eine Reise in die Vergangenheit und auf Spurensuche seiner Familie hat sich ein junger Schweizer Filmemacher begeben.

Nicht zuletzt, um dabei „meinen eigenen Film zu finden“, sagt Jan Buchholz (28). Daraus geworden ist eine Recherche, „aus der sich viel mehr ergeben hat“.

Die Nachforschungen nach einem alten Film führten ihn ins Ruhrgebiet mit Mülheim als Originalschauplatz. In einem alten Fiat Ritmo sind Buchholz und zwei Freunde, der Filmemacher David Röthlisberger (25) sowie der Jazzschlagzeuger und Chauffeur Thomas Reist (30) von Luzern aus 700 Kilometer gefahren. Sie wollten an den Ort des Filmes, „den mein Großvater einst gedreht hat“, erzählt Jan Buchholz. „Auf dem 80. Geburtstag meiner Großmutter habe ich davon erfahren und der Film hat mich nicht mehr losgelassen.“

Seine Großeltern Ruth und Ernst Buchholz lebten in Mülheim, bevor sie Anfang der 1960er Jahre in die Schweiz emigrierten. In Mülheim hatte Ernst Buchholz den Film Anfang der 1950er Jahre gedreht mit Aufnahmen aus der Umgebung - so wie es damals gern gemacht wurde. Darauf zu sehen waren u.a. der Bismarckturm und ein Schrottplatz. Klar, dass die Schweizer beim prägnantesten Merkmal, dem Bismarckturm, anfingen. Dort lernten sie den Mülheimer Künstler Jochen Leyendecker kennen, der die jungen Leute wiederum an Dore O. und andere Mülheimer Filmemacher wie Werner Nekes und Rainer Komers verwies. Dore O. lud die Drei spontan ein, in der Woche, in der sie hier sind, bei ihr zu wohnen. Da liegt es nahe, „dass wir die Sammlung von Werner Nekes angeguckt haben.“ Und heute sind sie zum Kaffeetrinken bei Rainer Komers in sein Atelier im Schloß Styrum eingeladen.

Jochen Leyendecker hatte ihnen auch die „Camera Obscura“ ans Herz gelegt. Das Museum zur Vorgeschichte des Films ist quasi ein Muss für alle Schaffende in diesem Genre. Und dort schloss sich wieder ein Kreis. Bei Museumsleiter Tobias Kaufhold trafen die drei Schweizer nicht nur auf einen begeisterten Kenner der Szene, sondern auch auf einen, der von der Atmosphäre auf Schrottplätzen fasziniert ist, zumindest, wie sie damals war. Einen Teil seiner Jugend verbrachte Kaufhold in den 1980er Jahren auf dem einst großen Gelände von Kreis & Hilgenstock, dort, wo heute sein Arbeitsplatz ist, nur in ganz anderer Mission. „Das war damals ein riesiges Areal, die Camera und der Ringlokschuppen waren noch Teile davon.“ Die ausrangierten, alten Autos hatten es ihm angetan oder eher deren Besitzer. „Ich habe mir vorgestellt, was das für Typen waren, die diese Autos besessen haben.“ Ein nagelneuer Beifahrersitz, zerrissene Rechnungen oder Mengen gedrehter Papierkügelchen im Wagen erzählen viel über einen Menschen. „Spannend war es auch, den Verfall der Autos zu beobachten, aus denen Bäume wuchsen“, erinnert sich Kunsthistoriker Kaufhold. Ihn holten die Filmemacher für ein Interview vor die Camera.

Den Schrottplatz aus Großvater Buchholz’ Film hat das Trio allerdings in Saarn am Alten Bahnhof aufgespürt. „Den Schrottplatz gibt’s dort aber nicht mehr. Da ist jetzt eine Siedlung“, sagt Buchholz. Dafür haben die drei Schweizer viel mehr in Mülheim gefunden, das sie nicht nur für den Film verwerten können.