Der Weg zur Kunst ist ein wenig matschig – und rutschig. Gerade schauert es an diesem Ostersamstag mit bestem Aprilwetter, dennoch gehen die Besucher vorsichtig den unbefestigten Abhang hinab zum Haus, das für Kuno Lange Galerie und Atelier in einem ist.
Um dreckige Fußspuren auf den weißen Fliesen zu vermeiden, putzt man sich noch die Schuhe ab, da wird man auch schon lächelnd hineingewunken: „Hereinspaziert! Schön, dass du da bist. Schau dich ruhig um.“ Grafiker Peter Helmke hat direkt hinter der Tür Stellung bezogen und begrüßt die Gäste. Damit gibt er auch gleich den Ton vor: Bei der „Eggxpo 2010“, der Gemeinschaftsausstellung von 14 Künstlern, herrscht alle Jahre wieder zu Ostern an der Tinkrathstraße entspannte Stimmung und Duz-Atmosphäre.
Überall gibt es etwas zu sehen. Direkt am Eingang links hat Jott Kaa eine selbstgebaute Nische für seine aus Fundstücken kreierten Kunst-Stücke gefunden. An der Wand links hängen kleinere, gerahmte Werke dicht an dicht und in der Mitte hängen getrocknete Kaffeepads, Peter Helmkes koffeinhaltige Leinwand. Der weiß selbst nicht, wie er „den Job bekommen hat, die Leute zu begrüßen“. Aber, er tut’s dennoch gerne: „Das bringt eine kleine Verbindung zum Wir.“
Gemeinschaftsstimmung wollen die 14 Künstler verbreiten, deshalb haben sie sich zusammengetan und laden jeden Interessierten ein. Durch die hellen Räume stöbern die Besucher, schauen sich die Kunstwerke an, die Gemälde, die Skulpturen und Plastiken, die kleinen Hingucker, zu denen diesmal besonders viele Eier gehören. Sie schauen in Kuno Langes Werkstatt, die an diesem Osterwochenende zum Konzertsaal wird. Die zusammengesammelte Bestuhlung, die vom braunen Ledersofa bis zum Klappstuhl reicht, ist für die Zuhörer dort bereits aufgebaut. „Kunst hat hier keine unnahbare Aura“, findet dann auch Christoph Levenig. Er ist mit seiner Familie gekommen und fühlt sich dank „familiären Atmosphäre“ wohl: „Es ist super, dass man alles erklärt bekommt und keine Scheu haben muss zu fragen. Besonders für Kinder ist das toll.“
Doch nicht nur Kinder sind es, die sich im Garten hinterm Haus versammeln. Auch die Erwachsenen schauen genau hin, als Detlef Kelbassa und Corinna Kuhn gebrannte Figuren aus einem selbstkonstruierten Brennofen holen. Auf über 1000 Grad wurde der erhitzt. Inzwischen ist das Innere abgekühlt – auf immer noch stattliche 800 Grad. „Immer noch total heiß“, findet ein Junge und seine Mutter packt ihn sofort an der Kapuze: „Nicht so nah ran.“ Mit einer Zange holt Detlef Kelbassa die erste Fantasie-Figur aus dem Ofen und setzt sie auf Stroh und Sägespäne. Die fangen sofort Feuer. Corinna Kuhn stülpt eine Metalltonne darüber. „Damit löschen wir das“, erklärt sie, und: „Durch das Feuer wird Sauerstoff verbrannt – und durch den Sauerstoffentzug passiert was mit der Glasur.“ Ein schwarze Krakelierung entsteht und eben die ist das Besondere des „Raku-Brennverfahrens“. „Total schön“, findet ein Junge.
Ulrich Bruns hingegen nennt die alljährliche Eggxpo „Pflicht“. Der Künstler und Galerist aus Essen kommt immer wieder gerne. Der Grund dafür ist ganz einfach: „Tolle Räume, tolle Leute, tolle Stimmung.“