Wenn Reinhard Plath, Vorsitzender des Nabu-Ruhr, über Vögel und Frühling berichten soll, könnte er ebenso gut zu Singen anfangen: „Alle Vögel sind schon da, alle Vögel, alle.

Welch ein Singen, Musizier’n, Pfeifen, Zwitschern, Tirilier’n!

Frühling will nun einmarschier’n, kommt mit Sang und Schalle.“ So dichtete Hoffmann von Fallersleben bereits im 19. Jahrhundert über Amseln, Drosseln, Finken und andere Star(s) der Lüfte.

Ob es nun die „Zugvögel“ sind, die aus ihren Winterquartieren im warmen Süden zurück an die Ruhr gekommen sind, oder „Standvögel“, die einfach hier geblieben sind, alle Piepmätze begrüßen zurzeit lautstark den Lenz. In unterschiedlicher Intensität und Stimmgewalt: Besonders kreativ etwa sind Nachtigallen, sie haben das wohl größte Repertoire, können über 300 verschiedene Strophen trällern, und das auch noch in verschiedenen Lautstärken.

Andere Arten haben gar keinen eigenen Ruf, sie schnappen vielmehr die Geräusche etwa von anderen Vogelarten auf und imitieren diese. Zu diesen Dieter Bohlens der Vogelwelt gehören zum Beispiel die Stare. „Wir haben sogar schon Stare gehört, die Klingeltöne von Handys nachahmen“, berichtet Plath.

Aber es ist natürlich nicht nur die Freude über die wärmenden Sonnenstrahlen, die von der Ammer bis zum Zaunkönig alle Arten fröhlich zwitschern lässt. „Die Balz-Zeit steht vor der Tür“, erklärt Reinhard Plath, „deshalb ,markieren’ die meisten Vogelarten mit ihrem Gesang zunächst einmal ihr Revier.“ Was der Mensch als fröhliches Pfeifen wahrnimmt, heißt im Grunde bierernst – so von Fink zu Fink gesprochen – nicht anderes als: „Zieh’ weiter Fremder, in diesem Revier ist nicht genug Platz für uns zwei.“ Aber nicht nur Konkurrenten versuchen die Männchen mit dem Gesang zu beeindrucken, vor allem soll natürlich das schöne Geschlecht angelockt und betört werden.

Doch ganz so naiv sind auch die gefiederten Damen nicht. Selbst im Vogelreich gewinnt nicht immer das Männchen mit dem größten Schnabel. Da mag sich das durchschnittliche Rotkehlchen die Seele aus dem Leib flöten, wenn die Versprechungen nicht stimmen, geht es leer aus. „Der Frühlingsbeginn ist auch die Zeit des Nestbaus oder der Nestsuche“, präzisiert Reinhard Plath. Erste Arten haben ihre Nester schon fertiggestellt, andere sind gerade dabei. Und dann gibt es ja auch eine Vielzahl von Zweitnutzern „Nachmieter“, sagt Plath schmunzelnd. Nicht alle sind gleich so rabiat wie der Kuckuck, der seine Eier einfach zu anderen Vögeln ins Nest legt, aber manche Art lasse sich einfach in verlassenen Nestern von anderen Fliegern nieder.

Wer Glück hat, kann zurzeit am Himmel manchen Vogelschwarm auf dem Heimflug sehen, der Kormoran – vom Nabu zum Vogel des Jahres 2010 gekürt – kommt aus Portugal zurück, Störche sind auf der Durchreise aus ihrem südafrikanischen Winterquartier. Doch längst nicht mehr jeder Vogel macht sich die Mühe überhaupt. „Das liegt am Klima“, erklärt Reinhard Plath, „oft wird es gar nicht mehr so kalt, dass Vögel weite Wege zum Schutz vor dem Frost zurücklegen müssen.“ Der Vogelzug ist ja in erster Linie Überlebensstrategie, in der Kälteperiode sinkt das Nahrungsangebot und die Vögel werden vom Versprechen reichlichen Essens in den Süden gelockt. „Das kriegen sie hier aber mittlerweile auch“, weiß Plath, „also bleiben sie einfach hier.“