Bei Siemens in Mülheim bestellt die weite Welt. Die Energiewirtschaft braucht die Generatoren und Dampfturbinen von der Ruhr. Doch die weite Welt schleppt sich derzeit noch durch die Wirtschaftskrise, die Aufträge, die an der Rheinstraße eingehen, gehen zurück.

Deutlich sogar, wie der Betriebsratsvorsitzende Pietro Bazzoli bedauert. Er macht ein Minus von etwa 20 Prozent aus.

Bisher ist Siemens Powergeneration gut durch die Krise gekommen. Wenn woanders längst kurzgearbeitet werden musste, konnten sie bei Siemens in Mülheim noch einmal richtig die Ärmel hochkrempeln. Arbeit gab es genug. „Das hängt damit zusammen, dass die Aufträge noch aus der Zeit vor der Krise stammen“, sagt Bazzoli. Der aktuelle Auftragsrückgang wird sich in den Werkhallen Ende des Jahres, Anfang nächsten Jahres auswirken. „Wir sehen dem mit Sorge entgegen“, heißt es im gerade neu gewählten Betriebsrat. Und dann?

„Wir erwarten, dass die Beschäftigungssicherung im Vordergrund steht, wenn die Unterauslastung wirkt“, betont der Betriebsratschef und verweist auf die hohe Qualität der Beschäftigten und auf den demografischen Wandel. Schon jetzt sei es nicht mehr so einfach, möglichst viele gute Bewerber für die Ausbildung zu bekommen. An der Ausbildung, so Bazzoli, sollte ebenfalls nicht gespart werden. 285 Azubis lernen bei Siemens, rund 80 können im September trotz Auftragsschwäche mit einer Einstellung rechnen.

Der Kampf um die Aufträge könnte noch härter werden. Bazzoli blickt Richtung China, wo große Arbeitskapazitäten vorhanden sind, die im eigenen Land nicht ausgelastet sind.

Das alles bleibt nicht ohne Folgen: Psychische Belastungen der Mitarbeiter haben aus Sicht des Betriebsrates zugenommen. Die Präventionsarbeit soll verstärkt werden. Überhaupt spiele der Faktor Gesundheit im Unternehmen eine immer größere Rolle. „Muss er auch, wenn man mit 67 nicht gleich auf den Friedhof will“, so Bazzoli. Er spricht dabei alle Altersgruppen an, auch die Jüngeren müssten auf Ruhephasen achten. Gesunde Ernährung, mehr Sport, Entspanungsmöglichkeiten – darauf setzt die Siemens-Familie. Dass der Krankenstand unter den 4250 Beschäftigten nur bei knapp drei Prozent liegt, führt der Betriebsrat auch darauf zurück.

Beim Blick nach vorn geben sich gerade die jüngeren Mitarbeiter keinen Illusionen hin: „Der Einzelne wird in kürzerer Zeit noch mehr schaffen müssen“, sagt Nina Mölders- Klein, neues und junges Betriebsratsmitglied, und lächelt zum Glück dabei.