Die Sparvorschläge der Verwaltung, allgegenwärtig, überschatteten die Jahresversammlung des Fördervereins Mülheimer Städtepartnerschaften e.V. 112 von insgesamt 307 Mitgliedern kamen im Haus der Wirtschaft zusammen.
Zu sechs Städten pflegt Mülheim besondere Beziehungen, seit 15 Jahren besteht der Förderverein, was Schatzmeister Hans-Dieter Flohr zum Anlass nahm für eine Zwischenbilanz. Folgende Rechnung macht er auf: Seit 1995 nahm der e.V. rund 180000 Euro an Beiträgen ein, dazu 97000 Euro Spendengelder und 38000 Euro an städtischen Zuschüssen, was die Relationen schon deutlich zeigt. Allerdings liegt die Geschäftsstelle unter dem Dach der Verwaltung und wird mit städtischen Mitteln finanziert.
Daran entzündet sich die Diskussion. Denn das Paket zur Haushaltskonsolidierung enthält vier Vorschläge, die die Arbeit des Vereins nicht nur berühren, sondern massiv treffen. Die Geschäftsstelle („durch eine halbe Stelle betreut”) soll wegfallen, wodurch man sich ein Einsparvolumen von rund 52000 Euro pro Jahr erhofft. Generell stehen alle „Personalaufwendungen für städtepartnerschaftliche Aktivitäten“ in Frage, beziffert auf 120000 Euro jährlich. „Diese Höhe”, sagt jedoch Flohr, „ist für mich nicht mehr zu durchblicken.”
Die Geschäftsstelle, so fordert der Förderverein, müsse erhalten bleiben. Nicht zuletzt im Interesse der Stadt, denn die „braucht ja auch eine Kontaktstelle ins Ausland“.
Was auf der Mitgliederversammlung stark die Gemüter bewegte: die Begründung, mit der die Sparvorschläge versehen sind. Städtepartnerschaftliche Begegnungen seien „reine Beziehungspflege”, heißt es. Man solle sie reduzieren, zugunsten von europäischen Projekten. Über den Ruch, private Hobbys zu betreiben, ärgern sich die Vereinsaktiven sehr. So betonte der Vorsitzende Martin Weck, wie wichtig persönliche Kontakte für die internationale Projektarbeit seien.
„Wir wollen auch beim Sparen helfen“, ergänzt sein Stellvertreter Hans-Dieter Flohr, „aber es darf nicht zum Zusammenbruch führen.“ Gesprächsbereit ist man etwa bei städtischen Zuschüssen für Begegnungen zwischen Schulen und Vereinen, derzeit sind das 7400 Euro pro Jahr.
Trotz allem soll 2010 ein ereignisreiches Jahr werden. Geplant ist ein Jugendaustausch mit Israel, sind Bürgerfahrten nach Kouvola, Tours und Beykoz. Unternehmen sollen für wechselseitige Berufspraktika gewonnen werden. Auch an der Optik wird gearbeitet: Mit Hilfe von Sponsoren hat der Verein neue Schilder für 14 Eingangsstraßen in die Stadt geordert, auf denen endlich auch Beykoz erscheint und Kouvola steht statt Kuusankoski.