Nach den Förderern des Kunstmuseums lässt jetzt der Freundeskreis der Bibliothek seinen Frust heraus: „Wir rackern seit vielen Jahren wie die Verrückten, geben jedes Jahr viel Geld für die Büchereien aus, stopfen seit Jahren die finanziellen Löcher – und werden so schäbig behandelt.“

Auch dieser Freundeskreis sieht in dem Sparentwurf der Stadtverwaltung zum Haushalt eine Missachtung der eigenen Arbeit, sieht die vielen Mühen zerstört, wenn es so kommen sollte, wie vorgeschlagen.

Rund 800 000 Euro sollen jährlich bei den Bibliotheken eingespart werden, 90 000 Euro mehr möchte die Stadt an Ausleihgebühren einnehmen. „Es kann dabei nur um die schleichende Auflösung des jetzigen Bestandes gehen“, warnt der Vorsitzende der Förderer, Bernhard Haake, einer von denen, die fast täglich unterwegs sind, um Geld für die Bibliotheken aufzutreiben. Er ist überzeugt: „Wir werden hinters Licht geführt, nicht eingebunden.“ Das enttäuscht. Hinter den Sparkonzepten sieht er den Versuch, die vier Stadtteil-Bibliotheken in Schulbüchereien umzuwandeln. „Man spannt dann Lehrer und Eltern ein, das ist billiger.“ Aber dann wären diese Orte für die breite Öffentlichkeit nicht mehr nutzbar.“

Parallelen tun sich in diesen Tagen viele auf: Wie beim Museum sehen die Freunde der Bibliotheken in den Sparvorschlägen eine undurchdachte Aktion, gar Geldverschwendung: Auch in die Bibliotheken wurde nämlich in jüngster Zeit viel Geld investiert, etwa am Standort der Gustav-Heinemann-Gesamtschule.

Rund 900 000 Medien sind im vergangenen Jahr ausgeliehen worden, die Zahl der Nutzer liegt bei 9000. „Das neue Medienhaus hat noch einmal neuen Schwung gebracht, hat gezeigt, dass das Interesse an Büchern groß ist“, so sieht es der Freundeskreis. Haake fürchtet aber auch für das glanzvoll eröffnete Medienhaus nichts Gutes, wenn es kein Geld mehr für neue Bücher gibt.

Die Hoffnungen des Freundeskreises liegen in den „Visionen“ der Oberbürgermeisterin, die Mülheim zum Bildungsstandort Nummer 1 in der Region machen will. „Dann kann man die Büchereien nicht aufleben.“

Doch wo soll gespart werden? „Wir können uns eine Erhöhung der Ausleihgebühren vorstellen, sie muss behutsam erfolgen“, sagt der Vorsitzende und weiß, dass es schon in den 90er Jahren mal eine Erhöhung gab, die die Leserschar deutlich verkleinerte. Zum Sparen verweist auch dieser Kreis auf teure Projekte, kostenintensive Straßenbauten. Wieder wird der Abriss der Hochbrücke (Overfly) als überflüssig bezeichnet, und auch der Freundeskreis, der „zu 100 Prozent hinter Ruhrbania steht“, fragt sich: Könnte das nicht gestreckt werden, bis bessere Zeiten kommen?

Für die Bibliotheken wurde jetzt eine Unterschriftenliste gestartet. Der Verein denkt an das Bürgerbegehren im Jahr 2000, als die Bibliothek in Saarn geschlossen wurde: „Die Resonanz war riesig.“ Die Museumsfreunde sammeln für die Kunst, die Musikliebhaber für die Konzerte, ein Bündnis für Mülheim für die Verbände. Der Sport mit der größten „Fangemeinde“ in der Stadt positioniert sich heute.