Im Haus der Wirtschaft ist man schon seit geraumer Zeit neugierig, was heute für Bedingungen genannt werden. Bedingungen, die zu erfüllen hat, wer sich erfolgreich als Standort der „Innovation City“ bewerben will. Mülheim würde es gerne.
Den Startschuss für die Ausschreibung des Förderprojektes geben heute Initiativkreis Ruhr und Landesregierung. Nur eine Stadt kann „Innovation City“ sein, Mülheim wäre es gerne. Wenn nicht schon die Ausschreibungsmodalitäten die Träume zerplatzen lassen.
Worum es geht im Projekt, erdacht vom Initiativkreis Ruhr, in dem 59 Unternehmen der Region mit summiertem Umsatz von rund 630 Mrd. Euro zusammengeschlossen sind: um die Förderung eines modellhaften Stadtbezirks mit rund 50 000 Einwohnern, um ihn zum weltweit vorzeigbaren Energiespar-Viertel zu entwickeln. Das Viertel soll in Ballung das zeigen, was die klima- und ressourcenschonende Technikentwicklung im Ruhrgebiet hergibt.
Jürgen Schnitzmeier, Chef der Wirtschaftsförderung Mülheim & Business, sähe einen Teil Mülheim gerne als eben dieses Vorzeige-Viertel. Aus seiner Sicht macht eine Bewerbung aber nur Sinn, wenn Voraussetzungen und Anforderungen in der Ausschreibung übereinstimmen.
Erstens: „Wir haben schon gut laufende Projekte, die wir als Vorleistungen einbringen könnten“, so Schnitzmeier. Er nennt da beispielhaft den Klimamarkt von Tengelmann, die vom Mülheimer Klima-Experten Menerga angestoßene Initiative „Klimazone Mülheim“, der sich seit ihrer Gründung jüngst „immer mehr Unternehmen anschließen“. Er nennt den neuen FH-Campus, der so bebaut werden soll, dass am Ende keine weitere Klimaschädigung von ihm ausgehen wird. Die Wohnungsgesellschaften modernisieren ihre Bauten, RWE bastelt in Mülheim am „Energiemarkt der Zukunft“, investiert in die Infrastruktur für E-Autos.
Zweitens: 800 Unternehmen allein in der MEO-Region arbeiten an nachhaltigen Technologien, an einem Regionalkonzept für die Branchen wird bei der Industrie- und Handelskammer bereits gefeilt. Möglichst viele Pioniere seien einzuspannen, sonst mache die „Innovation City“ für Mülheim keinen Sinn; schließlich sei die Stadt selbst klamm. Je mehr die Wirtschaft sich für das Projekt begeistere, desto mehr aktive Wirtschaftsförderung stecke drin – schließlich seien Energiewirtschaft und Umwelttechnologie bedeutende Wachstumsmärkte. Da könne man das Revier zu einem Referenzmarkt entwickeln. Das werde aber nur funktionieren, wenn Unternehmen bereit seien, Geld und Engagement in Projekte zu stecken.
Weitere Voraussetzung für eine Mülheimer Bewerbung ist, dass der in der Ausschreibung geforderte Zuschnitt des Vorzeige-Viertels zu gegebenen Örtlichkeiten passt. Für Schnitzmeier ist, wenn heute die Bedingungen stimmen, klar: „Unsere Stadt könnte größter Gewinner sein, weil wir zehn Jahre lang unternehmensgetriebene Referenzprojekte bekommen würden.“
Heute werden die Ausschreibungsmodalitäten bekannt gegeben, schon morgen wollen Oberbürgermeisterin, Wirtschaftsförderung, Unternehmer-Initiative „Klimazone Mülheim“, Klimaschutz-Initiative und FH-Führung „ergebnisoffen prüfen“, ob eine Bewerbung für das Modellprojekt „Innovation City“ für Mülheim in Frage kommt.