Mülheim. .
Die Kreativwirtschaft wird fürs Ruhrgebiet zunehmend zu einer wichtigen Branche. Dies ist nicht nur ein abstraktes Gefühl. Die Wirtschaftsförderungsgesellschaft Mülheim & Business kann den Trend für Mülheim anhand einer Studie auch in Zahlen nachweisen.
Die Kreativwirtschaft wächst zu einer wichtigen Branche heran – speziell auch in dieser Stadt. Was seit einigen Jahren spürbar ist, lässt sich nun auch in Zahlen und Fakten fassen. Der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Mülheim & Business steht eine Studie zur Verfügung.
Erfasst wurde die gesamte Region, schließlich ist Auftraggeber der Analyse die Wirtschaftsförderung metropoleruhr GmbH (wmr). Die eigentliche Arbeit leistete das Institut empirica mit Sitz u.a. in Bonn. Ergebnisse wurden jetzt in den einzelnen Städten präsentiert, und daher weiß man nun, dass in Mülheim insgesamt 3000 Erwerbstätige im Bereich der Kreativwirtschaft ihr Geld verdienen (bei insgesamt 53 000 Beschäftigten in der Stadt). Allerdings sind nur 1400 von ihnen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Denn es gibt einen hohen Anteil von Selbstständigen, aber auch Mini-Jobbern in diesem Bereich.
441 Unternehmen
Insgesamt 441 Unternehmen, die der Kreativwirtschaft zuzurechnen sind, weist die Studie in Mülheim aus. Computerspielproduzenten, Designagenturen, Architekturbüros. „Alles, was marktfähig ist”, betont Jürgen Schnitzmeier, Geschäftsführer von Mülheim & Business, „nicht subventioniert.” Zusammen erzielen diese Firmen einen Umsatz von nahezu 130 Mio Euro.
Sie „erzielten”, muss man korrekter Weise sagen, denn die jüngsten Zahlen dieser Fleißarbeit, die den Zeitraum ab 2001 betrachtete, stammen aus 2007. Und das in einer Branche, die sich so rasch entwickelt! „Wir sind froh, dass wir überhaupt Zahlen haben”, erklärt Schnitzmeier. Zwar spiegeln sich die jüngsten Krisenzeiten in der Studie noch nicht. Doch der Bereich, der IT-Games, auf den Mülheim besonders setzt, war hiervon auch kaum betroffen. Von einem „beachtlichen Wirtschaftszweig, der auch in schwierigen Zeiten gewachsen ist”, spricht Schnitzmeier. Und meint: „Wir haben hier auf das richtige Pferd gesetzt.”
2007 wurde die Games Factory Ruhr als Kompetenz-Zentrum eröffnet. Die erwähnte Studie bildet die Bedeutung dieses Bereiches für Mülheim ab: Mit 850 Beschäftigten stellt die Sparte Software/Games rund 28 Prozent der Mitarbeiter aller Unternehmen der örtlichen Kreativwirtschaft. Vergleichsweise hoch ist dabei die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten: 702.
Spieleproduktion ist Spitzenreiter
76 Firmen sind in der Spieleproduktion tätig (53 waren es im Jahr 2001), sie erwirtschaften insgesamt 32 Mio Euro. Daran reicht keine andere Teilbranche heran. Allerdings darf man die Relationen nicht aus den Augen verlieren: „Die Kreativwirtschaft“, so Schnitzmeier, „wird die Strukturprobleme des Ruhrgebietes mit Sicherheit nicht lösen. Dennoch ist es ein starker, ausbaufähiger Wirtschaftszweig.“
Damit dieser speziell in Mülheim blühen kann, soll mit drei Schwerpunkten zukünftig gefördert werden: durch einen weiteren Ausbau der Games Factory Ruhr, die Teilnahme am Festival Kreative Klasse Ruhr mit offenen Ateliers bzw. Produktionsstätten sowie mit verschiedenen Veranstaltungen, die sich noch in Planung befinden. Starten könnte dies in der Woche vom 11. bis 18. September – dann steht Mülheim ohnehin als Local Hero im Mittelpunkt.
Brückenschlag zu Ruhr.2010
Drittens ist man im Begriff, ebenfalls unter dem Dach von Ruhr 2010, ein „KreativQuartier“ zu entwickeln, das im Falle der Stadt am Fluss aus einem Brückenschlag bestünde: Dieser spannt einen weiten Bogen vom Theater an der Ruhr tief im Westen bis zur Games Factory. Mit mehreren Fixpunkten, darunter die neue Hochschule Ruhr West und das „Kreativquartier Eppinghofen“. Viele Potenziale sieht Schnitzmeier hier, erwähnt leerstehende Ladenlokale, bald auch das Areal der alten Feuerwache, die sich – zu geringen Mietpreisen – mit neuem Leben füllen könnten.
Mitte der Woche saßen maßgebliche Akteure erstmals zusammen: Neben der OB und Wirtschaftsförderern auch Dieter Gorny, der bei Ruhr 2010 als Künstlerischer Direktor das Feld Kreativwirtschaft beackert. Das Kreativquartier ist bislang erst eine Skizze. Doch im Ergebnis soll es „nachhaltig“ wirken.